So wie einst der liebe Gott als Schöpfer der Welt angeblich den ersten Menschen aus Staub und Lehm formte, bediente sich auch Roland Maurmair für seine aktuelle Ausstellung in der Galerie der Freischaffenden des gleichen Materials zur Schaffung seiner neusten Werke.
Von Graphiken, Kleinplastiken bis Skulpturen reicht das präsentierte Spektrum; Holz, natürlich Lehm und mitunter auch tierische Bestandteile sind das Ausgangsmaterial seiner Kreationen.
Der in Wien lebende Medienkünstler Roland Maurmair überzeugt durch seine pointierte, nachhaltige und humorvolle Auseinandersetzung mit der Divergenz von Natur- und Kulturlandschaft, welche er sowohl im künstlerischen als auch kulturtheoretischen Ansatz verfolgt. Neben zahlreichen Einzelausstellungen, Ausstellungsbeteiligungen und Video-Screenings weist seine Biographie auch bemerkenswerte wissenschaftliche Publikationen auf, wie beispielsweise seine Dissertation zum Thema „Nomadismus in den Alpen“. (Ines Agostinelli)
Wenn Lyotard die Aufgabe eines Philosophen oder Künstlers darin sieht, die Regeln des eigenen Tuns zu reflektieren und zu erweitern, so erfüllt Maurmair diese Aufgabe inhaltlich wie formal voll und ganz. Die kategoriale Trennung von Wissenschaft und Kunst wird kategorisch zurückgewiesen, insofern alles gleichzeitig berücksichtigt werden muss, und es notwendig wird, dass die Künstler/innen selbst zu Theoretikern/innen und Philosophen/innen werden. Zugleich werden aber die Theoretiker/innen und Philosophen/innen auch Künstler/innen, und schaffen „Theorie-Fiktionen“ zur Herstellung von Mikrologien und Mikro-Universen und um die Frage nach den Bedingungen und den Möglichkeiten dieser Prozesse stellen zu können. Insofern stellt Lyotard folgerichtig fest: „Alles […] bei Duchamp ist Forschungsarbeit, reine Forschung.“ Maurmairs Werke sind, von dieser Warte aus gesehen, Forschungsergebnisse einer intersubjektiven und transdisziplina?ren Arbeit.(Bernhard Tilg)