Einführung: Dr. Thomas Miessgang, freier Kurator
Marlene Hausegger unterwandert den öffentlichen Raum auf sehr subtile Art und Weise. Ihre Eingriffe darf man durchaus als solche bezeichnen, denn sie beziehen sich immer auf bestehende Strukturen, die außerhalb unserer alltäglichen Wahrnehmung liegen (Asphaltböden, Brückenpfeiler, Baustellen etc.), und sind geprägt von einem selektiven, offenlegenden Blick, der uns diese aus unserem Bewusstsein geratenen Orte wieder in Erinnerung rufen soll. Sinnzusammenhänge, die wir als selbstverständlich annehmen, geraten durch diese Form des Interventionismus, der mit den Mechanismen der Verschiebung, Betonung, Hervorhebung und Neuinterpretation arbeitet, ins Schwanken. Mit einfachsten Hilfsmitteln wie Klebebändern, Kreiden oder bearbeiteten Kartonstücken fügt Marlene Hausegger den jeweiligen Orten neue Funktionen oder Bedeutungen hinzu. Der Grad der auf den ersten Blick nicht sichtbaren politischen Aufgeladenheit (die Arbeit “Fly” etwa soll auf die Tragik afrikanischer Bootsflüchtlinge hinweisen) darf bei dieser gehörigen Portion an Ironie und Witz nicht außer Acht gelassen werden. Die Transformation oder Reduktion politisch konnotierter Symbole (z.B. Flaggen) auf ihre wesentlichen formalen Grundformen, die letztendlich allen politischen und ideologischen Denkrichtungen gemeinsam sind, ist geprägt von ihrem Interesse an gesellschaftlichen Prozessen, welche an künstlerische Strategien der russischen Avantgarde erinnern. Hauseggers Manifestationen im öffentlichen Raum haben temporären Charakter, sind von ihrem Gestus her antimonumental und verschwinden im Laufe der Zeit gleich ephemeren Spuren. Erst durch die fotografische Dokumentation erhalten Hauseggers Détournements die ihnen gebührende Dauer.
Andreas Krištof, section.a
22.11.2012, ca 18:00 Uhr: Führung Mag. Hartwig Knack, freier Kurator
24.11.2012: “Open Studio Day”: 11 – 17 Uhr > im Zuge der Vienna Art Week / Gallery Weekend
Öffnungszeiten: Di-Fr 14-19 Uhr, Sa 11-15 Uhr