peter kraus ausstellungseröffnung / iconography of defectiveness

andreas spiegl erläutert die ausstellung

iconopraphy of defectiveness
ikonografie des defekten

‘der blick ist zerbrochen wie ein glas. man ist sich dessen was man sieht nicht mehr sicher.’
paul virilio

die für den projektraum bäckerei wimmer konzipierte ausstellung von malerei kontextiert erwägungen, die disfunktionales als gestaltetes prinzip vorstellt. ein sich zersetzendes szenario von auslaufmodellen existiert real als paralleluniversum im zeitlichen jetzt - obsolet gewordene relikte eines mehrwert produzierenden systems. der affekt von entmaterialisierung definiert eine erfahrbarkeit von entgültigem.

die ausgestellten werkgruppen - ‘collateral damage/ distorted identity/ distorted appeal‘ konkretisieren degenerative schemata als ästhetischen prozess. die sequenzielle repetition des sujets kennzeichnet sugestiv einen zeitlichen verlauf, welcher eine expressive aufladung durch die statik des mediums malerei erfährt. dual entsteht
der eindruck von filmstills, deren steuerung der abfolge individuell dem rezipienten überlassen bleibt.

an defektem oder beschädigtem interessiert mich der transformative charakter als option von wahrnehmung. einerseits findet eine entwertung von materieller bedeutung statt andererseits entsteht die qualität einer dekonstruktion. die ambivalenz dieses momentes öffnet einen ‘zwischenraum’ des rezipierens - die identität kippt. methodisch gehe ich von fotografien aus und fokusiere das areal des defektes im extrem zoom, die daraus resultierende fragmentierung des blickfeldes gleicht der recherche einer spurensicherung. im close - oder blow up entwickelt sich eine neue wahrnehmungsebene der gegenständlichkeit die abstrahierend als interieur/ landschaft oder raum im raum gelesen werden kann.

peter kraus 2012