Am Dienstag, 16. September 2014 um 19 Uhr, eröffnet die Galerie Lehner eine Personale von Wolfgang Glechner unter dem Titel “Von der Eastcoast zur Mostkost”. Zu sehen sind die neuesten Arbeiten des Künstlers sowie einige ältere Werke. Die Ausstellung ist von 17. September 2014 bis 3. Oktober 2014 in der Galerie Lehner am Getreidemarkt 1 zu sehen.
Wer eine Ausstellung mit Gemälden von Wolfgang Glechner aufsucht und die Galerie betritt, dem stechen als Erstes nicht die Strukturen einzelner Bilder, sondern die Farben ins Auge, die alle Werke miteinander verbinden. Bei dem ursprünglichen Grafiker Glechner ist eine regelrechte Verbuntung eingetreten, um einen Ausdruck aufzugreifen, mit dem der Theologe Paul Zulehner den weltanschaulichen Pluralismus unserer Zeit bezeichnet. Kein markanter Horizont, keine alles dominierende Lichtquelle interpretiert autoritär das Wahrgenommene und zur Schau Gestellte, vielmehr taucht man in einen von Licht und Farbe erfüllten Kosmos ein, der sich in der Imagination über den Bildrand hinaus ausbreitet. Der Schöpfer des Universums wird nicht sichtbar, aber auch nicht geleugnet; er begegnet gerade in der Buntheit.
Wolfgang Glechner lehnt das forciert Abgehackte, das gezielt Segmentierte in der Dichtung wie in der bildenden Kunst ab. Der Rahmen sei aber wichtig, sagt Glechner und hält einen solchen in verschiedenen Positionen vor eines seiner Gemälde. Er verdeutlicht damit dem Besucher im häuslichen Atelier, dass es der Künstler selbst ist, der den Rahmen vorgibt, ja dass er dieser Rahmen ist: Alles ist nur ein Ausschnitt aus einem größeren Ganzen und letztlich Unendlichen und der Maler ist das Medium, das den Mitmenschen Einblick in seine Kosmovision gewährt.
Wiewohl ihm die Satire keinesfalls fremd ist, möchte er nicht auf ihre zwanghaft fokussierende Sichtweise eingeengt werden. Alles durch die satirische Brille betrachten zu müssen, erschiene ihm geradezu als Perversion der Freiheit, die sie zunächst gewährt. Eine Karriere als Cartoonist, die sich eine Zeitlang zu eröffnen schien, hat Wolfgang Glechner konsequenterweise ausgeschlagen. Er möchte vor allem authentisch sein und nicht anderen nach der Pfeife tanzen.
Wolfgang Glechner hat erst in seinen späten Vierzigern den Schritt von der Grafik zur Malerei gewagt, dann jedoch mit der ihm eigenen Gründlichkeit aufbauend auf der Farbenlehre Johannes Ittens seine eigene „Trennfarbenlehre“ entwickelt. Bilder wie der in dieser Ausstellung gezeigt „Grundfarbenelefant“ oder das „Austrian Greenhorn in New York“ legen schon im Titel diese Bemühung offen.
Er wolle mit dem pastosen, freien Farbauftrag seiner jüngsten Werke an die Jungen und Alten Wilden, an den Expressionismus, aber auch an die Neue Sachlichkeit anknüpfen, präzisiert der Künstler und Polyhistor. Thematisch sind auch seine neuen Gemälde originell und aktuell. Mit der „Einen, die bei Facebook ist“, dabei aber nackt bei zwei Kühen liegt, will er die Betrachtenden „aus dem bukolischen Zusammenhang in die moderne Zeit locken“. Die Freude an ausgefallenen Bildtiteln hat der gestandene Innviertler Glechner mit dem wie er der Sinnlichkeit und der großen Geste huldigenden Zuwanderer Christian Ludwig Attersee gemeinsam. „Jemand hat mir einen Truthahn gestohlen“ etwa paraphrasiert im Titel wie im Bild Vladimir Putin, der die seiner Meinung nach gefladerte Krim nach Russland heimgeholt hat.