Mi 8. Okt. 19:00
Homeless, New York, 1990
New York 1990: Obdachlosigkeit, Drogen, Kriminalität.
In Black/White hat der Filmemacher Hans Scheugl das öffentliche Sichtbarwerden von Armut auf 16mm Film gebannt. Der digitale Recut des Materials, Homeless New York 1990, verweist auf dessen anhaltende Dringlichkeit: Gerade weil einstige “problem districts” wie Harlem heute im vermeintlichen Schein der Gentrifizierung glänzen, bedarf es der Sprache, um das Ausgeschlossensein der Armut, das sie im Bewusstsein der Öffentlichkeit bis zur Nicht existenz reduziert, aufzuheben. (Hans Scheugl)
Hans Scheugl, AT 2013
18 min
Lettre à Mohamed
Lettre à Mohamed ist ein filmischer Brief an einen Freund in Belgien, an Mohamed, der Tunesien verließ. „Flüchten“ und „sich verbrennen“ haben im Arabischen dieselbe Wortwurzel – das Feuer. So verbindet Christine Moderbacher ihren Brief an Mohamed mit dem Namen, mit dem die tunesische Revolution begann: mit Mohamed Bouazizi, der sich selbst verbrannte. Dieser Film steht im Zeichen einer Ernüchterung, doch die Bilder tragen die Spur eines Feuers in sich, das jederzeit neu entfacht werden kann.
(Bert Rebhandl)
Christine Moderbacher
AT 2013, 35 min
Yo no veo crisis (I don’t see no crisis)
Ein Reisefilm. Die Protagonistin – vor fünf Jahren verzogen – kehrt in Begleitung nach Spanien zurück. Mit umfassendem Blick beobachtet sie die Veränderungen, die das ökonomisch aus den Fugen geratene Land seit dem Weggang erfahren hat. Die visuellen Aufzeichnungen zeigen klassische Urlaubsbilder. Vertraute Klischees, die allerdings nicht unbeschwert ins Gemüt einsickern wollen. Zu düster sind die vorbeiziehenden und statischen Landschaften, in denen unfertige Hotelanlagen wie rezente Ruinen stehen. (Melanie Letschnig)
David Krems, AT 2014, 16 min
Mittwoch:
Hans Scheugl und David Krems im Gespräch mit Georg Wasner
Mi. 8. Okt. 21:30
Tough Cookies
Drei USamerikanische Frauen stehen hier im Mittelpunkt, die sich in einer Männerdomäne bewähren und in ihren jeweiligen Sparten mit Ausdauer und Disziplin operieren. Die Afroamerikanerin Tiffanie ist Amateurboxerin, die sich mit ihrem Trainer für die Olympischen Spiele qualifizieren will; Jaci hat sich für ein professionelle Laufbahn entschieden und kämpft dabei zu einem gewissen Grad auch gegen private Erfordernisse an; Tree wiederum hat ihre Karriere bereits beendet und arbeitet mittlerweile als Stuntfrau.
Kaaserer nähert sich ihren Protagonistinnen fast ausschließlich auf der Ebene von Arbeitsabläufen an: Sie begleitet die SparringTrainings, die Motivationsgespräche mit den Coaches und die Übungseinheiten mit der Stuntfrau; sie steigt mit ihren Boxerinnen aber auch in den Ring, wo abseits der glamourösen StarDuelle von Las Vegas eine vergleichsweise profane Welt des Boxsports anschaulich wird. Die Unbeirrbarkeit und Erdgebundenheit, mit der sich Kaaserer den kleinen Erfolgen, aber auch den dazwischen aufflackernden Zweifeln und Nöten ihrer Kämpfernaturen widmet, verleihen dem Film Glaubwürdigkeit. (Dominik Kamalzadeh)
Ruth Kaaserer
AT 2014, 80 min