Nathalie Halgand freut sich, Ihnen die Ausstellung ?Erst die gute Nachricht, bitte!? von Clemens Behr zu präsentieren. Dies ist die erste Einzelausstellung des deutschen Künstlers in Österreich.
Wenn Clemens Behr seine Schau mit ?Erst die gute Nachricht, bitte!? betitelt, und er Dekonstruktion und Fragmentierungsprozesse in den Mittelpunkt seiner künstlerischen Methodik rückt, wollen wir der logischen Argumentation dieser Aufforderung lieber nicht folgen, belassen es bei der guten Nachricht und entscheiden uns, die schlechte Nachricht aus dem implizierten Gedankengefüge auszuschließen. Ganz nach der Devise: Man nehme, was man brauche.
Nur, was braucht man für das Kunst-Machen? Clemens Behr, der 1985 in Koblenz geboren wurde und an der UDK in Berlin studierte, braucht nicht viel. Geprägt durch eine intensive Auseinandersetzung mit dem öffentlichen Raum, ausgestattet mit einer Neigung zu alltäglichen Materialien wie Holz und Karton und einer großen Portion Improvisationstalent, hat er in den letzten Jahren seine Vorliebe zu DIY (Do-It-Yourself) -Strategien kultiviert und rund um den Globus, von Oslo über San Francisco bis nach São Paulo, Werke realisiert. Flexibilität, Bescheidenheit, die an Bedürfnislosigkeit grenzt, Intuition und Mut zur Aneignung und Zweckentfremdung sind die charakterlichen Dispositionen, die sein Künstlerprofil prägen.
Im Mittelpunkt von Behrs meist raumspezifischen Arbeiten, die gleichermaßen sowohl im Innen- wie auch im Außenraum lokalisiert sind, steht das Prinzip Collage und ihre räumliche Ausfaltung in der Assemblage. Aus Fundstücken, Überresten des gesellschaftlichen Gebrauches, Abfall von der Straße, objets trouvés und ganz allgemein wiederverwendeten Materialien stellt Clemens Behr in der Manier eines Bricoleurs teils riesige Installationen, Wandskulpturen und Bildwerke her. Behrs ?Arbeiten mit was-auch-immer-zur-Hand ist?, wie Claude Lévi-Strauss über die nicht prädeterminierte Technik der Bricolage schreibt, verdankt sich der Improvisation und dem Zufall. Der Künstler, für den Abbruchstellen Goldminen sind, hat sich selbst einmal mit einem Free Jazz Musiker verglichen und verdeutlicht damit eine Herangehensweise des Samplings, die aus vorhandenen Modulen und Gegenständen, die er in ihre einzelnen Bestandteile zerlegt, eine neue ästhetische Syntax generiert, die sich im Hier und Jetzt entfaltet: ?nehmen und verknüpfen, was da ist?.
Clemens Behrs aus neucodierten Materialien hergestellte, abstrakt geometrische Raumgebilde, die vielfach ephemer und kurzlebig sind, und von intuitiven Entscheidungen leben, stehen in der Tradition einer dadaistischen und kubistischen Bildsprache und erinnern an Kurt Schwitters? in ein Kunstwerk transformierte Wohnung Merzbau. Es ist wohl nur einem unglücklichen Umstand der Geschichte geschuldet, dass der Merzbau im zweiten Weltkrieg durch einen Luftangriff zerstört wurde. Doch ist es kein Zufall, sondern eine bewusste Entscheidung, dass Clemens Behr die Dekonstruktion als Prinzip der Konstruktion und die prozessuale Arbeitsweise der Konservierung und dem Wert auf Ewigkeit vorzieht.
Text von Angela Stief