Simon Mullan: Der Raum

Bildende Kunst Eröffnung
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1 Termin im Archiv
bis Samstag 18. Juni
12. Mai 2016 -
Sa 18. Juni 2016
19:00
Simon Mullan: Der Raum
Galerie Nathalie Halgand, Stiegengasse 2/3, 1060 Wien

Nach ?Die Fuge? und ?Die Fläche?, ist ?Der Raum? die letzte Ausstellung einer Ausstellungsserie Mullans, die in Zusammenarbeit mit der Sammlung Haubrok in einer Publikation erscheinen wird (erhältlich ab September 2016). Nach zehnjähriger internationaler künstlerischer Tätigkeit werden nun in den drei aneinander grenzenden Galerieräumen drei von Mullans Werkgruppen das erste Mal in seiner Heimatstadt Wien ausgestellt.

Mullans erste Serie, Popularis, umfasst insgesamt vier Paneele aus monochromen Fliesen und Fugen in diversen geometrischen Formen. Seine Arbeiten ersetzen die traditionelle Form und Funktion des Staffeleibildes und Rahmens und können als subjektive Erforschungen der sich wiederholenden geometrischen Formen unserer Alltagsumgebung und als eine Wertschätzung der Bauwirtschaft entlehnter Materialien betrachtet werden. Mullans quasi automatische und autodidaktische Arbeitsmethode räumt dem Ausdruck mehr Priorität ein als der Perfektion und erreicht ihre Vollendung letztlich nur durch die Teilnahme des Betrachters. Wie bei abstrakter Kunst allgemein, setzt der Künstler auf die Rolle und Verantwortung des Betrachters, die Arbeit zu interpretieren: eine Auslegung, die auch durch die Bedingungen des Ausstellungsraums bestimmt wird.

Mullans Alpha Serie (Bomber Jacket) greift eine Thematik aus seiner Anfangszeit in Wien auf. Er untersucht die emotional aufgeladene Symbolik monochromer Bomberjacken, die bei europäischen, rechtsextremen Gangs beliebt waren. Die Werkserie gewinnt im weiteren Kontext an Bedeutung: seit den 1950er Jahren ist die Bomberjacke in den USA die offizielle Uniform der Air Force Piloten. Das Modell der von Alpha Industries hergestellten Jacken wurde in den 1970er Jahren dann in weiteren Abteilungen des amerikanischen Militärs eingesetzt. Die Jacken wurden auch im Handel erhältlich und entwickelten sich somit über ihre ursprüngliche Funktion hinaus zu einem Teil der Populärkultur und wurden von Kino Kultfiguren, wie Robert De Niro in Taxi Driver (1976) oder Michael Douglas in Basic Instinct (1992), getragen. Die neueste Arbeit innerhalb Mullans Serie baut auf dem so genannten ?Indian Orange? (orangegelb) auf. Anfang der sechziger Jahre wurden den grünen (sage-green) Jacken ein orangefarbenes Innenfutter hinzugefügt. So konnten Piloten diese im Fall eine Absturzes wenden, um besser von Rettungskräfte gesehen zu werden.

Die Ausstellung wird schließlich durch eine Serie von vier lichtdurchlässigen, filigranen, aneinandergereihten Metallskulpturen abgerundet, die als lebensgroße Raumteiler in Erscheinung treten. Nachdem die Galerie sich in einem berühmten, zur Jahrhundertwende erbauten Wohnhaus befindet, stehen die Skulpturen im Dialog mit den eleganten, breiten Altbauflügeltüren, welche der Galerie ihren authentischen Wiener Charakter verleihen. Die Skulpturen wurden in Zusammenarbeit mit Wittmann Metallbau, einer niederösterreichischen, ursprünglich als Kunsthandwerksbetrieb tätigen Metallwerkstatt, hergestellt. Es ist dies das erste Mal, dass Mullan einen Teil seiner Produktion an Dritte weitergibt. Damit spielt das Element des Zufalls in Mullans Arbeit eine entscheidende Rolle.

Das verbindende Element der Ausstellung ist die sorgfältig aufgetragene, mittelgraue Wandfarbe, die laut Künstler eine saubere, dennoch nicht leere Bühne für seine Arbeiten darstellt und dem Besucher Konzentration und Besinnung abverlangt. Folgt man der langen Liste wichtiger Theoretiker, die sich mit Farbenlehre befassen – von Johann Wolfgang von Goethe über Wassily Kandinsky bis hin zu Yves Klein – kommen einem folgende Betrachtungen zur Bedeutung der Farbe Grau in den Sinn: Auf bildhafte Weise werden in Hito Steyerls Videoarbeit Adorno?s Grey (2012) die Wände der Seminarräume der Frankfurter Goethe-Universität mithilfe von Kunstrestauratoren schichtweise freigelegt. Ziel war es, Spuren der mythischen grauen Wände des früheren Professors und bekannten Philosophen Theodor W. Adorno zu erforschen, denn nach der akademischen Legende unterrichtete Adorno nur in Hörsälen, die in dem von ihm gewünschten Grauton gestrichen waren, um so die Konzentration seiner Studenten zu steigern. Gleichermaßen schrieb Ludwig Wittgenstein in seinen ?Bemerkungen über die Farben? (erstmals 1977 publiziert): ?Was leuchtend aussieht, sieht nicht grau aus. Alles Grau sieht beleuchtet aus.? Während Mullan die Farbe Grau hauptsächlich als visuelles Mittel einsetzt, steht nichtsdestotrotz die Kraft dieser mystischen Farbe neben den ausgestellten Kunstwerken im Mittelpunkt der Ausstellung.

Mullans Ausstellung gibt eine stimmige, visuelle Sprache vor und präsentiert eine künstlerische Zielsetzung, in der Gegenstand, Form und Funktion erfolgreich die traditionellen Interpretationen zeitgenössischer Kunst überschreiten.

Über Simon Mullan

Simon Mullan, 1981 in Kiel geboren, ist ein Multimedia-Künstler. Er lebt und arbeitet in London und Berlin. Mullan ist in den Bereichen Video, Performance, Skulptur und Malerei tätig. Eine mediale Vielfalt, die auch seine persönlichen Aufenthalte in Stockholm, Berlin und London widerspiegelt.

Der in Wien aufgewachsene Mullan studierte Transmediale Kunst an der Angewandten (2007) und Video Kunst an der Royal University College of Fine Art Stockholm (2009). Simon Mullans Arbeiten wurde in zahlreichen Einzelausstellungen, zuletzt in der PM/AM Galerie London und Galerie Dittrich & Schlechtriem in Berlin (2016), der Haubrok Foundation/FAHRBEREITSCHAFT sowie der Belmacz Gallery, London (2015) und der Galerie Belenius Nordenhake, Stockholm (2014), gezeigt. Er nimmt regelmäßig an internationalen Gruppenausstellungen teil, darunter an der Off Biennale Kairo (2015), den Rencontres Internationales am Centre Pompidou Paris (2012) und am Dumbo Video Festival in New York (2010). Auch in Wien war Simon Mullan in zahlreichen Gruppenausstellungen vertreten, darunter im 21er Haus (2003), MAK Museum (2006), Kunsthalle Wien (2007) und das weisse haus (2010). Dies ist Simon Mullans erste Einzelausstellung in Österreich.

Über Galerie Nathalie Halgand

Galerie Nathalie Halgand wurde im Februar 2016 gegründet. Die Galerie zeigt die Arbeiten einer jungen, aufstrebenden Künstlergeneration, die medienübergreifend arbeitet. Wichtig ist der Galerie unter anderem die Entdeckung und Förderung von aussagekräftigen jungen Positionen und der Aufbau einer jungen Sammlergeneration.

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