Volume # 1.
Nana Mandl – Maité Kalita – Christian Weidner
Die Ausstellung Volume #1 zeigt mit Nana Mandl, Maïté Kalita und Christian Weidner drei aufstrebende Wiener Positionen, die sich im Zeitalter digitaler Alltagswelten mit der Leinwand als Informationsmedium auseinandersetzen. Heutige Sehgewohnheiten müssen auf eine virulente Vielzahl von Motiven und Botschaften reagieren, sei es in der haptisch greifbaren Welt oder im digitalen Universum des World Wide Web. Sekundenschnell fließen Bilder vorbei, deren Inhalte kaum mehr verarbeitet werden können. Die Unterscheidung zwischen relevanten Nachrichten und wertlosem Lärm fällt dabei immer schwieriger und man läuft Gefahr, angesichts der medialen Wirkmacht zu kapitulieren und gar nicht mehr ?hinzuschauen?. Die Arbeiten der drei Künstler/innen stehen dieser Medien- und Informationsflut gegenüber. Sie transferieren digitale Bildmotive und Werkelemente in das analoge Feld der Malerei und Collage. Die Images werden flach, geglättet, und auf die Ebene der Leinwand gebracht. Einzelne Motive und Ausschnitte werden so erst wieder in der direkten Auseinandersetzung – im Ausstellungskontext – im Raum aktiviert.
Christian Weidner setzt sich dabei mit aktuellen politischen und gesellschaftlichen Themen auseinander. Die Informationen, die er aus Recherchearbeiten gewinnt, überträgt er anschließend auf die Leinwand. Dabei werden manche Details abstrahiert oder auf Linien und Formen reduziert, um komplexe Zusammenhänge bildlich wiederzugeben. Genauso zieht Weidner manche Motive wiederum überlebensgroß auf und verdeutlicht damit die Bildgewalt der Medien.
Auch Nana Mandl bezieht sich in ihren Arbeiten auf ihr visuelles Umfeld. Sie vereint eine Vielzahl von Motiven und Referenzen aus Kunst und Popkultur und kombiniert Malerei, Collage, Druck und digitale Bildbearbeitung in einander überlagernden oder ergänzenden Schichten. Dabei wird keine Unterscheidung zwischen dem Pinselduktus, der am digitalen Monitor entsteht, und der mit Hand ausgeführten malerischen Geste, genauso wenig wie zwischen künstlerischen Motiven und banalen Alltagssymbolen gemacht.
Maïté Kalita studierte zunächst Mode in Mailand. Aus dieser Erfahrung heraus erklärt sich auch ihr Gespür für stoffliche Oberflächenqualitäten. In der Malerei wählt sie Motive mit ausdrücklicher Doppeldeutigkeit. Unkommentiert nähert sie sich Sujets, die, aus dem Kontext genommen, erst vom Betrachter wieder rekonstruiert werden müssen. Das Bild eines Tieres beispielsweise, dessen Fell sich in der Struktur des Hintergrundes verliert, ist kopfüber und sein Schicksal bleibt ungewiss.
Volume #1 hätte vielleicht auch Malerei im Zeitalter der digitalen Information heißen können. Im Zentrum steht der künstlerische Umgang mit digitalen Motiven und medientechnologischen Formaten. Wie die Ausstellung zeigt, eröffnet hier gerade das klassische Medium der Malerei eine neue, spannende Form der Auseinandersetzung und Schärfung des Blicks.
Kuratiert von Kristina Schrei.