ÖGFA_Bauvisite 202: ehem. Hotel National
Ludwig Förster, Theophil Hansen 1848
Das ehemalige Hotel National ist ein wenig bekanntes Werk der Architekten Ludwig Förster und Theophil Hansen. Gerüchte um einen möglichen Abriss haben es in den letzten Monaten in die Schlagzeilen gebracht.
Der in Kopenhagen geborene Ringstraßenarchitekt Theophil Hansen war seit 1846 in Wien tätig, zunächst in Bürogemeinschaft mit seinem Schwiegervater Ludwig Förster. 1847-1849 planten beide einen Neubau in der Taborstraße Ecke Schmelzgasse, am Standort des früheren Hotels Zum goldenen Ochsen. Die Eckparzelle wurde mit einem luxuriösen Hotelbau mit mehreren Stiegenhäusern um einen halbrunden Innenhof bebaut. Zu den Hauptattraktionen des Hauses gehörten, neben der Zentralheizung, ein Dachgarten mit Aussichtsterrasse und ein Kaffeehaus mit besonders vielfältigem Zeitungsangebot.
In der NS-Zeit war das nunmehrige Wohnhaus die letzte Station vieler Verfolgter vor der Emigranten oder der Deportation. 2009 wurde das unter Ensembleschutz stehende Gebäude vom Spital der Barmherzigen Brüder erworben mit der Absicht, es zugunsten einer Erweiterung des benachbarten Krankenhauses abzubrechen. Die Bauvisite nimmt den Bau mit seiner wechselvollen Geschichte in Augenschein und ermöglicht die Diskussion mit Bewohnern und Fachleuten. (Text: Iris Meder)