Beyond Orientation ? Eight Views
Bildende Kunst Zeitgenössische Kunst Eröffnung Gruppenausstellung Performance
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Ein Projekt von Almut Rink
Cokuratiert von Anne Eggebert
Mit Arbeiten von
Margot Bannerman (GB), Ben Cain (GB),
Sarah Cole (GB), Regula Dettwiler (AT),
Kyoko Ebata (JP), Anne Eggebert (GB),
Polly Gould (GB), Matthew Wang (SGP)
In Kooperation mit Ursula Reisenberger
Architektonische und gesamträumliche Mitarbeit: Burak Genc
Realisierung der Boards: Gerald Freimuth
Es sprechen
Ernst Nevrivy, Bezirksvorsteher des 22. Wiener Gemeindebezirkes
Michaela Glanz, Akademie der bildenden Künste Wien
Almut Rink, Projektleiterin
Opening Performances
Orientierung gibt uns eine Vorstellung von der Welt, die uns umgibt. ?Beyond Orientation. Eight Views? hinterfragt die einer Orientierung zu Grunde liegende Struktur und versucht, diese so zu erweitern und zu verschieben, dass Selbstverortung als nachhaltiger und dynamischer Prozess erfahren werden kann.
Die Ausstellung bildet den dritten Teil des künstlerischen Forschungsprojektes ?Orientation as Gardening? (konzipiert von der Wiener Künstlerin Almut Rink und der Autorin Carola Platzek, gefördert vom FWF Der Wissenschaftsfonds, FWF/PEEK AR325, durchgeführt an der Akademie der bildenden Künste Wien) und setzt die darin entwickelte künstlerische Forschung im Rahmen einer kuratierten Gruppenausstellung im Korea Kulturhaus Wien fort.
Das Forschungsprojekt ?Orientation as Gardening?
Das zweijährige Projekt findet im öffentlichen Raum von Tokio, London und Wien statt.
Der erste Teil des Forschungsprojektes suchte in Asien nach Konzepten nachhaltiger Orientierung. Das Grundprinzip des asiatischen Zugangs von ?Situation und Potential? enthält – im Gegensatz zum westlichen Konzept von ?Plan und Ziel? (François Jullien) – eine organische Idee der Ordnung: diese ?An-Ordnung? folgt den Gesetzen der Natur.
Als zentrales Untersuchungswerkzeug im Projekt entwickelte Almut Rink acht Assemblage Boards. Inspiriert von japanischen Regalen für Bonsai oder Steine und vergrößert auf menschlichen Maßstab dienten diese Strukturen in einem Park in Tokyo als Arbeitstool, Rahmen und Bühne und damit als Ausgangspunkt für die Hinterfragung einer anthropozentrischen Perspektive. Im Zenpukuji Park von Tokyo wählten Almut Rink und Carola Platzek acht Standorte für die acht Assemblage Boards, acht verschiedene Arbeitssituationen für acht Tage. Acht Momente aus einer unendlichen Zahl, um sich einer Verbindung mit dem Ganzen zu nähern.
Im zweiten Teil der künstlerischen Forschung ging es darum, diese Erfahrungen in einen westlichen, dichten städtischen Kontext zu tragen: in das Londoner Development-Gebiet von King?s Cross in Zusammenarbeit mit der Central St Martins University of the Arts London. Die Boards erwiesen sich hier in ihrer neuen Umgebung als schwer zugänglich, waren nur virtuell anwesend oder entzogen sich ganz. Almut Rink setzte die Arbeit bei und auf den Boards für weitere acht Tage fort. Gleichzeitig lud Ursula Reisenberger Besucher_innen zu einem performativen Walk, der die Standorte aller Boards berührte und an je einem Punkt mit Almut Rink zusammentraf. War es in Japan darum gegangen, sich in erster Linie in der persönlichen Erfahrung einem alternativen Zugang auszusetzen, so weitete der Londoner Teil die Recherche aus und bezog die Begegnung und das Teilen mit einem Publikum ausdrücklich ein.
Beyond Orientation. Eight Views
Der abschließende Teil ?Beyond Orientation. Eight Views? bringt die in Tokyo und London gesammelten Erfahrungen mit den Boards nach Wien zurück. Almut Rink wird hier ihre Recherche fortsetzen, indem sie gemeinsam mit Anne Eggebert den Raum für den Austausch mit acht weiteren künstlerischen Positionen öffnet. Die Ausstellung wird so zum Diskurs-Raum für ein temporäres Kollektiv.
Ausgehend von der antiken und von Foucault wieder entdeckten Figur der ?Sorge um sich? führt Almut Rink den in Japan begonnen Diskurs weiter und stellt die Frage nach dem ethischen Subjekt nicht als Entität, sondern als Vorgang, der immer in Beziehung steht – nicht zuletzt in einer Beziehung zu sich selbst.
Ausgangspunkt für die einzelnen Arbeiten sind Fragen nach Orientierung und Kultivierung, nach Fürsorge und Beziehung, nach Autonomie und Abhängigkeit. So wird Matthew Wang (SGP) einen Teil der Verbindungslinie zwischen London und Wien physisch nachzeichnen. Angewiesen auf die Fürsorge anderer, wird er von Berlin nach Wien zur Eröffnung von ?Beyond Orientation?gehen und dann in situ bleiben, um für die Arbeit der anderen Sorge zu tragen. Sarah Cole (GB) reflektiert in ihrer Videoarbeit Erfahrungen von Isolation, Durchhaltevermögen und der Oszillation zwischen Eigen- und Fremdbestimmung am Beispiel des Berufes von Pfleger_innen, während
Kyoko Ebata (JP) in einer Endlosschleife japanische Flaggen wäscht, die im Kontext des Korea Kulturhauses zum Kommentar einer schwierigen gemeinsamen Geschichte wird, gereinigt und zum Trocknen aufgehängt. Ben Cain (GB) stellt in seinen Anordnungen – einem Verstärker gleich – Mikrobeziehungen auf und untersucht Unschärfen und Verschmelzungen in Zuordnungen wie Beeinflussung/Beeinflusst-Werden, Subjekt/Objekt, passiv/aktiv. Polly Goulds (GB) Soundinstallation hingegen wird in Text und Ton zur sensorischen Erforschung des Pavillons als Wirt mit seiner inhärenten Physis und Oberfläche, als eigenständige Entität, wohingegen Margot Bannerman (GB) markierte Zonen in den Iris-See zeichnet, Inseln des Präkariats, fragile organische Habitate, die sich nur mit Schwimmhilfen über Wasser halten können und zur Metapher des Ich und (nach Ernst Mach) zur temporären Summe von Empfindungen werden. Regula Dettwilers (AT) Ausgangsmaterial sind ebenfalls organische Strukturen, die sich in ihren herbarisierten Collagen zu symbolischen Landkarten psychischer Affekte formieren. Anne Eggebert (GB) reflektiert in ihrer Arbeit das Bedürfnis nach der eigenen Verortung und Zugehörigkeit. Ausgehend von ihrem Blickfeld denkt sie Kartografierung neu als subjektive Verbindung aller gleichzeitig an einem Ort anwesenden Elemente.
Ursula Reisenberger (AT), die ?Beyond Orientation? als Kooperationspartnerin begleitet, öffnet über ihr Interesse an Präsenz im Sinne einer bedingungslosen Anwesenheit einen Möglichkeitsraum, in dem sich der performative Körper als Verbindungsinstrument zum Hier und Jetzt erfahren kann.
?Beyond Orientation? greift sowohl über die Darstellung einzelner Positionen hinaus als auch über die räumlichen Grenzen des Pavillons, indem sie den Donaupark mit dem Irissee als Orte einschließt. Die Ausstellung wird so ein offener Versuchsraum: Ein partizipatives Feld, das ?beyond? als Vektor denkt. Wie die Assemblage Boards agiert sie als Werkzeug und Bühne, die das Verständnis des Begriffs ?Mit-Welt? verschiebt und erweitert.