Aliki Braine & Josef Zekoff
Bildende Kunst Fotografie Eröffnung Ausstellung
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Die Blinde Fläche
Mit der Dialog-Ausstellung Aliki Braine & Josef Zekoff wagt die Galerie „Raum mit Licht“ einen risikoreichen Brückenschlag: Noch niemals sind sich Braine (London) und Zekoff (Wien) begegnet. Weder leben sie in demselben Land, noch können Sie an eine gemeinsame Ausbildung anknüpfen, oder arbeiten in ähnlichen Medien. Ein Diskurs, der die Werke beider verbindet, ist erst herauszufinden.
Aliki Braine´s Medium ist die analoge Photographie. Genauer gesagt: Es sind die lichtempfindlichen Negative aus Silbersalzen, Zellulose und Polyester. Heute liegt über ihnen der nostalgische Charme einer vergangenen Epoche. Brüsk geht Braine damit um, wenn sie die transparenten Hüllen durchbohrt, beschneidet, faltet. Traktiert durch die präzise gesetzten Eingriffe, gewinnen die einst Unsichtbaren jetzt eine unübersehbare Präsenz, die Präsenz eines „corpus delicti.“ Ex negativo führt uns die Künstlerin so das Korrumpierbare der heute üblichen digitalen Photographie vor Augen: Denn diese hat den materiellen Körper längst abgestreift und durch die unempfindlichen Algorithmen ersetzt.
In der Wahl der photographierten Motive, wie der Art ihres Vorgehens, lässt sich Braine von den Alten Meistern leiten und setzt an neuralgischen Angelpunkten der Komposition an, etwa im goldenen Schnitt. Diese so bearbeiteten Negative werden dann zum Sujet ihrer eigentlichen Arbeit, aufwändig hergestellten Drucken, in denen die zugefügten Auslöschungen als Auslöschungen, als sichtbare blinde Flächen präsent bleiben. Sie öffnen sich den Chimären persönlicher Imagination oder aber befragen bisweilen den Betrachter kritisch nach seiner eigenen Perspektive. Ein (unerkanntes) „Fake“ jedoch gibt es nicht.
Josef Zekoff steht möglicherweise nichts mehr entgegen als das, was lange Zeit die erste Aufgabe der Photographie war: Zeitzeugenschaft und Dokumentation. Er hat sich vielmehr der „longue durée“ verschrieben. Seine Werke kennzeichnet eine ruhige analytische Sicht, die das Gegenwärtige aller Aufgeregtheit entkleidet und an dem Dauernden misst. Ursprüngliche Bildformeln menschlicher Kultur sind sein Thema. Dazu greift er auf herkömmliche Techniken des Malens und Zeichnens zurück oder arbeitet im Medium des sorgsam handabgezogenen Holzdruckes. Inhaltlich wie formal überraschen seine Arbeiten mit einem kühnen Reduktionsbestreben und wirken in ihrer eindrücklichen Konzentration und Entschiedenheit. Man möchte sie als archaisch, mythisch, bisweilen lakonisch beschreiben. Was bleibt ist notwendig. Die Fläche des Papiers rückt den dargestellten Gegenstand zurecht, spannt ihn ein, stützt ihn ab. Hier ist sie wieder, die blosse Fläche, die blinde Fläche, die den Proustschen Augenblick generiert und den Betrachter zum Eintauchen in private Poesien und Reflexionen über den eigenen Standort einlädt.
Sichtbarmachen ohne Auszusprechen, könnte ein Anliegen sein, das Josef Zekoff und Aliki Braine teilen, die Störung des Erwarteten ein anderes, die Suche nach Widerständigkeit in einer Welt ständiger visueller Verführung ein drittes.
Text: Heidrun Rosenberg
ALIKI BRAINE (*1976, Paris) studierte an der Ruskin School of Fine Art, Oxford University, The Slade School of Fine Art, London und dem Courtauld Institute of Art, wo sie eine Auszeichnung für ihren Master in Malerei des 17. Jahrhunderts erhielt.
Ihre Arbeit beschäftigt sich mit der Erforschung der physischen Natur von fotografischen Bildern. Oft gefaltet, mit Tinte bemalt, Löcher in diese gestanzt oder ihre Negative mit Klebeetiketten überzogen, versucht sie, die Fotografie als Objekt und das Bild als Konstrukt zu erkennen.
Zu den jüngsten Ausstellungen gehören Einzel- und Zweipersonenausstellungen in London, Wien, Madrid und Paris sowie Gruppenausstellungen: The Living’s Easy’;, Flowers East, London, 2006,‘On the (un)possibility of a pure praise poem’;, Man & Eve Gallery, London 2013,‘Behind the Non-Colours’;, Galerie Voss, Düsseldorf, Deutschland, 2013 und’Material Light’;, Kulturni Centar, Belgrad, Serbia, 2015.
Aliki ist Dozentin am Camberwell College of Art, University of the Arts London und regelmäßige Referentin an der National Gallery, der Wallace Collection, Christie’s Education und The Arts Society, UK.
JOSEF ZEKOFF (*1977 in Wien), ist Maler und Zeichner.
Seine Werke werden in zahlreichen internationalen Ausstellungen gezeigt, u.a.:
8. Salon (Hamburg/D), Warhus Rittershaus (Köln/D), Zumikon – Institut für moderne Kunst (Nürnberg/D), Salon Dahlmann (Berlin/D), Marc Straus Gallery (New York/USA), Meliksetian | Briggs (Los Angeles/USA), MUSA – Wien Museum (Wien/A), Centro Cultural de Almanc (Almancil/POR), Galerie Hammelehle und Ahrens (Köln/D).
Zuletzt Einzelausstellungen in der Galerie KNUSTxKUNZ+ (München/D), September 2018 und Sunday-S Gallery (Kopenhagen/DK), Juni 2018.
2010 Gründung des Harpune Verlags in Wien gemeinsam mit Sarah Bogner als erweiterte Form künstlerischer Kooperation, es entstehen mehr als 70 Publikationen und Ausstellungen.
,,Der Souvlaki-Spezialist und Griechenlandkenner Herr Zekoff hat als philosophischer Maler und Gesamthandwerker im Dienste von Eros und Aletheia bereits seit einer langen, fast historischen Zeit begonnen zu existieren. Seine Werke aus Magie und dunkler Reflexion sind
Zeugnisse von Wahrheit, Verstand und Schönheit. Er war verliebt in die Menschheit, ausgedrückt durch seine spitzen Bleistifte, die Papyrus und Papier auf zarteste und hyperklassischste Weise durchdringen. Sein Ausdruck ist jenseits des Stils: Es gibt eine tragische und höchst abstrakte Verfeinerung der größtmöglichen Potentialität in Leben und Tod, die als permanenter Bonus und Deluxe-Version einer bevorstehenden Visualisierung von Hoffnung und Optimismus aus dem 22. Jahrhundert enthalten ist.“
(Dr. Steffen Krüger – Rangsdorf, 11.5.2017)