Letzte Bilder jüdischer Familien aus dem Ghetto von Tarnów
Das Haus der Geschichte Österreich zeigt von 5. Mai bis 14. November 2021 die Ausstellung „Der kalte Blick. Letzte Bilder jüdischer Familien aus dem Ghetto von Tarnów“, die in Kooperation zwischen dem Naturhistorischen Museum Wien, der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas und der Stiftung Topographie des Terrors entstand.
Die Kuratorin Dr. Margit Berner entdeckte 1997 eine Schachtel mit der Aufschrift „Tarnow Juden 1942“ in der Anthropologischen Abteilung des Naturhistorischen Museums Wien. Enthalten waren darin nummerierte Fotografien von jüdischen Familien. In jahrelanger Forschung gelang es ihr, die Fotos durch verstreute Aufzeichnungen und umfangreiche Archivrecherchen namentlich zuzuordnen und die Todes- sowie Lebenswege der Portraitierten zu rekonstruieren.
Die Fotos waren Teil eines Projektes zur Erforschung „typischer Ostjuden“, das die Wiener Wissenschafterinnen Dora Maria Kahlich und Elfriede Fliethmann 1942 in der deutsch besetzten polnischen Stadt Tarnów in der Nähe von Krakau durchführten. Mit kaltem Blick untersuchten und fotografierten sie „rassenkundlich“ mehr als hundert jüdische Familien, insgesamt 565 Männer, Frauen und Kinder. Von diesen überlebten nur 26 den Holocaust und konnten später davon berichten. Am Massenmord waren deutsche und österreichische Täterinnen und Täter beteiligt. Die Ausstellung zeigt das ehrgeizige Vorgehen der beiden jungen Anthropologinnen, die durch die kriegsbedingte Abwesenheit ihrer männlichen Kollegen Karriere machen konnten. Die Schau vermittelt auch Einblicke in das Leben der jüdischen Gemeinschaft der einst im Habsburgerreich gelegenen Stadt in der Zeit vor 1939 sowie während der Jahre der Verfolgung und Vernichtung.
Eine Ausstellung des Naturhistorischen Museums Wien, der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas und der Stiftung Topographie des Terrors.