Anna und Bernhard Blume (1936–2020 und 1937–2011) arbeiteten seit den 1980er Jahren als Künstlerpaar gemeinsam vor und hinter der Kamera an ihren performativen Schwarzweißfotografien. Dafür sind sie in die Rollen von Kleinbürger:innen geschlüpft, einer deutschen Nachkriegsgeneration, der die äußerliche Ordnung der Verhältnisse besonders wichtig war. Diese wird von den Blumes jedoch völlig auf den Kopf gestellt. Die Dinge des Alltags entgleiten ihnen, führen ein Eigenleben: Kartoffeln fliegen durch die Luft, Scherben von zerbrochenen Teller bedecken den Küchenboden, Möbel brechen zusammen und Menschen mit verzerrten Gesichtern versuchen vergeblich, die Situation in den Griff zu bekommen. Geschlechtermuster und Klischees sowie Verhaltenskodexe des Bürgerlichen werden dabei ironisch und komisch konterkariert. Anna und Bernhard Blume führten alle Schritte des künstlerischen Prozesses selbst durch – von der Bildkonzeption über die Aufnahme bis hin zur Entwicklung und Vergrößerung der Fotografien im Labor.
Ein heutiger Blick auf ihr Werk in einer Welt wieder zunehmender Repression ist lohnend, sowohl aus der Perspektive der partnerschaftlichen Gemeinschaftsarbeit als auch durch das Auflösen von Ordnungsprinzipien als Selbstzweck. Und das sogar mit einem Humor, mit dem sich die Kulturen des deutschsprachigen Raums oft so schwer tun.
Kurator: Andreas Hoffer