Eröffnung der Ansichtssache #28 im Rahmen von Donnerstagabend im Museum
Jupiter und Merkur zu Gast bei Philemon und Baucis: Ein Blick in die Rubens-Werkstatt
1. Februar 2024, 19 Uhr
Kunsthistorisches Museum Wien
Gemäldegalerie, Kabinett 23
Es sprechen Gerlinde Gruber, Kuratorin der Ausstellung
und Michael Odlozil, Restaurator des Werks
Die Sonderpräsentation Ansichtssache, die in regelmäßigen Abständen in der Gemäldegalerie des Kunsthistorischen Museums unterschiedliche Werke vorübergehend in der Dauerausstellung präsentiert, lässt die Besucher*innen in ihrer 28. Ausgabe das Werk Jupiter und Merkur zu Gast bei Philemon und Baucis sowie die Werkstattproduktion Peter Paul Rubens’ näher erkunden.
Die Ansichtssache #28 stellt das Leinwandgemälde Jupiter und Merkur zu Gast bei Philemon und Baucis in den Mittelpunkt. Es ist ein gutes Beispiel für Rubens’ Werkstattproduktion und die im Laufe der Zeit sehr unterschiedlichen Zuschreibungspraktiken. In den letzten Jahren hat sich die Forschung unter verschiedenen Aspekten mit dieser offenbar perfekt organisierten Werkstatt beschäftigt. Rubens ist es gelungen, ab 1617 innerhalb kurzer Zeit eine bemerkenswert große Anzahl an Großformaten zu liefern, was nur mit einer Reihe gut geführter, bereits fertig ausgebildeter oder besonders begabter Assistenten denkbar ist. Da Rubens als Hofkünstler von den (Melde-)Zwängen der Gilde befreit war, bleiben uns nur seine Aussagen und Berichte von Zeitgenossen über den Werkstattbetrieb.
Das Wiener Bild verließ die Werkstatt sehr wahrscheinlich als “echter Rubens” und galt den Zeitgenossen definitiv auch als solcher. Dementsprechend ist es 1659 im für gewöhnlich sehr genauen Inventar der Sammlung Erzherzog Leopold Wilhelms als “original von Rubbens” verzeichnet. Ein Jahrhundert später wurde es Jacob Jordaens zugeschrieben, der, wie wir mittlerweile wissen, auch für Rubens gearbeitet hat. Vom Gemälde wurde eine Infrarotreflektographie angefertigt, um ein besseres Verständnis der Entstehung bzw. des Malprozesses in der Werkstatt zu erzielen. Dabei wurde auch der Frage nachgegangen, ob es tatsächlich eine Erstversion zum Wiener Bild gegeben hat. Die technologische Untersuchung deutet eher darauf hin, dass die Werkstatt anhand einer Ölskizze des Meisters das Gemälde relativ eigenständig ausgeführt hat.