Götz Bury
Gut leben ohne nix (Kochshow)
„Holz sei Dank!“
Was tun, wenn man in prekäre Verhältnisse gerät?
Ein Schnellkochkurs für all jene, die die Kunst erlernen möchten, ohne was zu leben.
Konzept
Im Stile einer Kochshow wird ein Schnellkurs in Sachen Holz für all je angeboten, die sich dem rapid wachsenden Heer des internationalen Prekariates zuzählen, sich ihm anzuschliessen beabsichtigen, oder einfach nur mit ihm sympatisieren. In sehr anschaulicher Weise werden (Holzverarbeitungs-) Techniken vermittelt, die zum (Über-) Leben unter globalisierten Bedingungen beitragen können. Dazu gehört etwa, wie man sich aus seinem letzten Hemd (natürlich österreichische Viskose aus heimischer Rotbuche), einem gewöhnlichen Putzlappen (1A ägyptische Baumwolle) und etwas schwarzem Pigment (aus Holzkohle versteht sich), ein (Koch-) Outfit in der Art des legendären Paul Bocuse zaubert, wie man einen Fuchsschwanz zu einem Messer umschleift, oder aus einem alten Palettenbrett einen Kochlöffel schnitzt. Um Transportprobleme zu lösen, wird vorgeführt, wie man aus einer gewöhnlichen Europalette und zwei Jausenbrettern einen schnittigen Roller zimmert. Daneben werden verschiedene Techniken des Feuermachens, von steinzeitlichen Methoden angefangen, bis hin zu avancierteren Techniken aus der Trickkiste der Grossstadtindianer demosntriert, ebenso , wie die Zubereitung von Köstlichkeiten, wie Sägemehlbrot, Borkenkäfertoast, oder Eichelblutwurst. Aus einem alten Paar (Holz-) Ski aus den 70er Jahren wird darüber hinaus Pfeil und Bogen gebaut, um im (Stadt-) Wald zum Beispiel einen jungen Eichelhäher als Festtagsbraten zu schiessen. Und selbst das Sieden von Fichtennadeltee aus dem Christbaumwrack des Vorjahres wird geübt, sowie das panschen von Ersatzkaffee aus Bucheckern, Eicheln und Löwenzahnwurzeln. Zum Abschluss können die BesucherInnen, beim paffen von selbstgestopften Ziegaretten aus Rotbuchenblättern ihre Erfahrungen austauschen.
Die Gäste werden natürlich durch Kostproben verwöhnt.
Dauer der Performance 1 ½ Stunden
Kurzbio:
Götz Bury wurde 1960 als Auslandsbayer in Hamburg geboren und lebt noch.
Rezeptteil:
Marmorierter Sägemehlkuchen mit falscher Mohnfülle
½ kg Mahagonisägemehl, ½ kg Weissbuchensägemehl, 250 g Mehl, Wasser nach Bedarf, Backpulver. Mahagoni- und Weissbuchensägemehl fein sieben und jeweils getrennt mit Fussmehl und Backpulver vermischen. Mit dem Wasser jeweils einen Teig kneten, auswalzen so gut es geht und abwechselnd in hellen und dunklen Lagen schichten.
Falsche Mohnfülle: 70 g ausgelaugten Ersatzkaffee (siehe unten) mit 3 gekochten und geriebenen Kartoffeln und etwas Wasser vermengen, dazu geriebene Marillenkerne und etwas Süssstoff.
Falsche Mohnfülle in den marmorierten Sägemehlteig einschlagen und im Rohr bei mittlerer Hitze eine Stunde backen.
Eichelmehl
An sonnigen Tagen im Oktober werden nur die runden, prallen einwandfreien Eicheln gesammelt, an einem warmen Ort getrocknet, anschliessend in der Pfanne so lange geröstet, bis die harte Schale platzt und sich die innere Haut abziehen lässt. Dann die Eicheln zum Entbittern stundenlang in Wasser legen, bis sich ein weisser Schimmer bildet, diesen abwaschen und erneut wässern. Danach die Eicheln mehrere Wochen trocknen, bevor sie im Fleischwolf zu Mehl vermahlen werden.
Eichelblutwurst
Magermilch oder Molke zum Kochen bringen, Eichelmehl einstreuen und 10 Minuten kochen lassen. Mit roh geriebenen Kartoffeln binden und scharf abschmecken. Altes Weissbrot würfeln und in eine abgeschnittene Mineralwasserflasche oder eine Konservendose füllen, die Eichelmasse darübergiessen, so dass alle Zwischenräume aufgefüllt sind und 12 Stunden stehen lassen.
Rotbuchenziegaretten
(Rotbuchenblätter können grundsätzlich zu jeder Jahreszeit geerntet werden, selbst im Winter, da die Blätter bis zum Frühjahr an den Bäumen bleiben. Die zarten Blätter im Frühjahr lassen sich allerdings weit einfacher in Ziegaretten stopfen.)
Rotbuchenblätter pflücken, von den Stengeln befreien und etwa eine Woche trocknen lassen. Dann wie Petersilie fein hacken und zu Ziegaretten drehen oder stopfen. Erinnert geschmacklich und olfaktorisch angenehm stark an Kanabis.
Ersatzkaffee
Kaffeeersatz kann man aus entbitterten Eicheln, Löwenzahnwurzeln, roten Rüben, Karotten, Bucheggern, Feigen, Spargel, Hagebutten, Weintraubenkernen, Vogelkirsche, Kartoffeln, Mais, Gerste, oder Birnen herstellen: in der Pfanne rösten, bis sie schwarz sind und anschliessend in der Kaffeemühle mahlen, mit kochendem Wasser aufgiessen, kurz ziehen lassen und abseihen. Fertig ist der Kaffee. Nach Blieben mit etwas Magermilchpulver, oder Sussstoff verfeinern.
Grundsätzlich gilt hier dasselbe, wie beim Rauchen, es lässt sich praktisch alles zu Kaffee verarbeiten, was essbar ist, sofern es sich einigermassen rösten lässt.
Termitengulasch
Zutaten: 500g Termiten, 500g Zwiebeln, Pflanzenöl, Paprika, Salz
Die Flügel von den Termiten entfernen und in der Sonne trocknen lassen. Öl in einer Pfanne erhitzen, getrocknete Termiten rösten, bis sie fast knusprig sind. Zwiebeln dazugeben und glasig anrösten, anschliessen Paprika dazugeben und kurz rösten. Mit Wasser aufgiessen und mit Salz abschmecken.