Vernissage:
Christina Gschwantner „leicht.sinn“ – oder wenn der Zufall zur bildlogischen Absicht wird
Die jüngsten Arbeiten von Christina Gschwantner scheinen auf dem ersten Blick „leichtsinnig“. Sie suggerieren durch ihrer Sujets Sorglosigkeit, Übermut, Lebenslust, ja Ausgelassenheit – kurzum sie wären ohne Anstrengung von den Künstlerin erträumt und realisiert worden. Wenn sich Federn in Reih und Glied anordnen, Glückskäfer, Federtiere und rosa Schweinchen Spalier stehen, dann wirken sie überaus geordnet, wenn auch nicht streng komponiert, bunt und lustig zum Anschauen.
Die stark stilisierten, einfachen Formen entwickeln sich alle aus der Kugel, die Leinwände leben von den unterschiedlichen Qualitäten eines dünnen oder dicken Farbauftrags wie auch der differenzierten und feinen Farbwahl. Dass diese Lebewesen – ob Pflanzen oder Tiere – Ergebnisse eines langen Malprozesses sind, offenbart sich nur dem intensiv Schauenden. Durch Dazugeben und Wegnehmen machen die Sujets einen Verwandlungsprozess durch, der Zufall führt dabei maßgeblich Regie und die Künstlerin gibt sich ihrer visuellen Kompetenz vollständig hin. Mit jedem Bild begibt sie sich daher auf eine abenteuerliche Reise, das Ende ist genauso unberechenbar wie scheinbar unbekümmert. Kurzum Gschwantners Konzept ist kein Konzept zu haben, oder besser: den schöpferischen Zufall als Quelle künstlerischer Inspiration und Imagination zu nutzen. So liefert sie sich in ihren Bildern dem Unabsichtlichen aus, das zwar immer zufällig ist, aber von dem man weiß, dass nicht alles Zufällige unabsichtlich. Die Metamorphosen der Sujets ergeben die Dichte der Malerei, ihre Vieldeutigkeit problematisiert die Erfahrung von Kontingenz und täuschender Evidenz, von der Unvorhersehbarkeit des Lebens und der nur scheinbaren Eindeutigkeit der uns umgebenden Natur. Christina Gschwantners poetische Gegen-Welt lädt ein zum Entdecken, zum Nachspüren der Verdichtungen, zum Erforschen des leichtsinnig zugelassenen Zufalls.
(Alexandra Matzner, Mai 2009)