ERRO - The Future is not readymade
Eröffnung: Dienstag, 6. Oktober 2009, 19 Uhr
Die Ausstellung ist bereits ab 29. September 2009 zu besichtigen und dauert bis 17. November 2009.
Der Künstler ist anwesend.
Zur Ausstellung erscheint ein Katalog.
Die Galerie Ernst Hilger präsentiert eine Auswahl an Arbeiten auf Leinwand aus Errós aktuellem Schaffen.
Erró bedient sich sowohl der Kunstgeschichte als auch der Alltagskultur und ihren Bildikonen, so als ob er vor einem reichhaltigen Buffet stehen und sich die Ingredienzien der schier unfassbaren Bilderflut auf seinen Teller aufladen würde. Der Künstler unterscheidet nicht zwischen hoher Kunst und Alltagsleben. Das macht ihn zu einem Verwandten mancher Pop Art Künstler, wie zum Beispiel Andy Warhol, Roy Lichtenstein, Tom Wesselmann oder James Rosenquist. Errós Gemälde sind geprägt von einem Bildaufbau, der mit dem der Cartoon-Bilder verwandt ist. Ein paar monumentale Figuren in dynamischer Bewegung, die den Rahmen des Cartoonkaders zu sprängen drohen, aus ihm ausbrechen.
In der Oberflächenbeschaffenheit sind seine Acrylbilder glatt wie Comics. Materialität, Pastosität und ein ungenauer Farbauftrag zugunsten der persönlichen Handschrift vermeidet der Künstler. Alles wird gleich behandelt, wie gedruckt, anonym, um das Sujet und den Inhalt in das Zentrum zu rücken. Das Medium des Siebdrucks kommt daher dem Künstler sehr entgegen.
Das autoritäre Konterfei des Wassergottes Poseidons platziert der Künstler im gleichnamigen Bild in die rechte obere Bildzone; er nimmt Anleihe an den antiken Darstellungsmodi der Kunstbildhauer: hieratisch, kolossal mit wallendem Haar. Der Künstler ikonisiert gleichsam die Figur zum Image, die im allgemeinen Bewusstsein verankert ist. Diese ikonische Folie wird bedrängt, überlappt, gebrochen von stilisierten Mäusecomicmotiven. Diesen Dualismus, diese diametralen Brüche forciert Erró in seiner Bildsprache, wenn er zum Beispiel das humorvolle aufgeweckte Temperament der Flintstones mit der Brutalität von Gangstercomics vermischt. In Many Style Scape zeigt uns Erró einen ,,Kopfsalat” an unterschiedlichen Typen -Stilisierungen afrikanischer Masken, kubistischer Köpfe, Comicgesichter und bös blickende Smilies.
Seit den 1970er Jahren treten vermehrt Motive aus der ostasiatischen Kulturkreis auf. Erró war dem Kommunismus verbunden und fand Interesse an den Lehren Maos. Diese scheinbare konfliktfreie, idyllische Welt formuliert der Künstler in seinen Gemälden: Strahlende Gesichter; ein triumphierender Mao, der die ganze Welt bereist.
2006 entsteht der Bilderzyklus The Grandchildren of Mao, der dieses Thema prolongiert. Das schillernd pralle Motivrepertoire zeigt das Aufeinanderprallen von ostasiatischer Kulturtradition mit der importierten westlichen Konsumwelt. Beglückt spielen die Kinder mit Wasserball und Barbiepuppe, in poppigen Farben koloriert. Alles scheint konfliktfrei, strahlend. Eine scheinbar ideale Welt der Freude im tiefen Glauben an die Marktwirtschaft. Diese Ikonografie des Asia-Pops bringt Erró ironisch kritisch auf den Punkt, eine Bildsprache, die die aktuelle hoch gepriesene asiatische Kunst - vor allem chinesische - widerspiegelt. Aus der kommunistischen Gleichschaltung ist eine Uniformierung nach marktwirtschaftlichen Kriterien geworden. Eine globale Vereinheitlichung, die das M von Mc Donalds, mit eigenen, Identität stiftenden Qualitäten des kulturellen Bewusstseins ausgetauscht hat.