Laura Kuch (Julian Feritsch & Rouven Schmitt)
“Ever level”
Do., 15. Oktober, 19h
Dauer: 09. bis 26. Oktober 2009
Laura Kuch untersucht gegenwärtig die Thematik der Sehnsucht nach dem Unsagbaren und Unerreichbaren, die allegorische Suche nach der Blauen Blume der Romantik im zeitgenössischen künstlerischen Schaffen.
Ihre Arbeit kann als ,,Romantischer Konzeptualismus” bezeichnet werden, ein Begriff der jüngst von Jörg Heiser geprägt wurde. Im Romantischen Konzeptualismus wird der von den Romantikern beklagte Riss zwischen der Welt der Vernunft, der Welt der ,,Zahlen und Figuren” (Novalis) und der Welt der Gefühle geheilt, indem die formale Kühle der Konzeptkunst von der Wärme der Deutschen Romantik belebt wird und das Wunderbare und Geheimnisvolle Gestalt annimmt.
Laura Kuch beschäftigt sich sowohl mit der Sehnsucht und dem ihr immanenten Scheitern, als auch mit dem Problem der Sprache, welche in ihrem üblichen Gebrauch immer wieder als Träger von Wahrhaftigkeit versagt. Die Künstlerin verwendet in ihrem Schaffen eine Vielzahl von Medien während sie ihre Arbeiten formal bewusst reduziert hält und der Ästhetik ihrer Arbeiten einen fast minimalistischen Charakter verleiht.
In einer geradezu alchimistischen Tradition experimentiert Laura Kuch mit den Möglichkeiten, die Prima Materia in etwas Vielschichtiges und Unfassbares zu verwandeln. Diese Umwandlung kann geschehen, indem sie verbale Informationen auslässt wie in ihrer Videoarbeit Talking to a candle flame (extinguished by a laugh) or: About the impossibility of explaining good and evil (DVD-Pal, 5.19 min, 2008), in der die Reflexion einer flackernden Kerze auf einer weißen Wand zu sehen ist, doch weder können wir die Kerze sehen noch die Künstlerin sprechen hören - Sprache erhält hier einen neuen Ausdruck und wird in einer verwandelten Weise sichtbar, welche wir erfahren und deuten müssen.
Eine Transformation findet durch die Zweckentfremdung gewisser Materialien statt, z.B. wenn die Künstlerin eine Pfütze schwarzer Tinte in eine Sculpture for the words I will never write (from the series Black Mirrors, 2008) verwandelt, oder wenn sie sich entschließt herkömmliche Zeichenkohle aus Weidenholz zu zermahlen und ihren eigentlichen Verwendungszweck abzuerkennen, indem sie sie auf eine nasse Wand bläst wie in ihrer Arbeit Wenn die Wand nicht gewesen wäre hätt’s die Weide in die Welt geweht (2009).
Innerhalb des konzeptuellen Rahmens ihrer Arbeiten pendelt der Betrachter unvermittelt zwischen Kitsch und wahrhaftigen Gefühlen, Ironie und tief empfundener Ernsthaftigkeit hin und her - und das ist genau jene Dialektik, welche Laura Kuchs Arbeiten auszeichnet.
Mit ihren fast lakonischen Gesten ignoriert sie willentlich das herkömmliche Verständnis und die konventionelle Verwendung von Objekten und Materialien, indem sie auf die Poesie ihrer Wahrhaftigkeit beharrt und ,,dem Gemeinen einen hohen Sinn, dem Gewöhnlichen ein geheimnisvolles Ansehn, dem Bekannten die Würde des Unbekannten, dem Endlichen einen unendlichen Schein” gibt (Novalis).