I put a record on ist die Adaption einer Produktion, die unter dem Titel Venus im Pelz am Linzer Landestheater im September 2009 Premiere hatte. André Turnheim arbeitet an dem beinahe 150jährigen Roman Venus im Pelz (1869) das Spiel von Dominanz und Unterwerfung heraus, durch welches gesellschaftlich konstruierte Geschlechterrollen und deren Auflösung demaskiert werden. Schon 1886 generiert Richard von Krafft-Ebing aus dem Namen Sacher-Masochs seinen Begriff des Masochismus und führt diesen erstmals in die Psychologie ein. Bis heute hat Venus im Pelz nichts an seiner Aktualität als Referenz für die Gender-Diskussion eingebüßt.
Ein Tisch, zwei Stühle, Mikrophone, ein Plattenspieler, 2 Anzüge und kühl konstruierte Neon-Popmusik aus den 80ern, wie NEU und mathematiques modernes sind die Requisiten einer Spielanordnung, die Geschlechteridentität hinterfragt, zerlegt und verschärft. Die Inszenierung deutet den Begriff Masochismus nicht als Antipode zum Sadismus, sondern als Diskurs von männlichen und weiblichen Rollenbildern.
Turnheim verlässt die Wege der klassischen Dramaturgie und beschreitet eine moderne, performative Herangehensweise, die auf Entwicklung verzichtet, soziopsychologische Bilder herausarbeitet und die Musik zum Handlungsträger macht. Artaud und Cixous-Texte ergänzen das Assoziationsfeld für den Zuschauer, der durch den Wechsel von Identifikation und Distanzierung aktiv gehalten wird.
Sie:Anna Mendelssohn - Er: Peter Pertusini
Inszenierung/Fassung: André Turnheim; Konzept: Aigner/Turnheim/Schreck; Kostüme: Barbara Aigner; Musik: Stefan Schreck; Dramaturgie: Elke Ranzinger; Regieassistenz: Christiane Eizenberger