EXISTENZ ENKEL
DOKUMENTARFILM von Alexandra Reill
Wien, 2010
Im Rahmen des Südwind Straßenfestes, das am 29. Mai 2010 im 1. Hof des Alten AKH stattfand, stellte die Filmemacherin Alexandra Reill den Menschen Fragen, die vielleicht noch immer nicht oft genug gestellt werden. Es geht ihr um die spezifische Geschichte Wiens: in den Gesprächen untersucht sie Zusammenhänge heutiger ,,Ausländer”feindlichkeit mit historischen Spuren faschistischer oder faschistoider Identität in einer Wiener ,,Mehrheits”gesellschaft, indem sie ihre InterviewpartnerInnen nicht nur danach befragt, was sie von Integration und Interkulturalität halten, sondern vor allem auch eine persönliche Frage stellt: was an ,,Geschichten” aus der NS-Zeit wurde in der eigenen Familie an die Nachkommen überliefert?
Die eine Frage führt weit: Wie häufig sind tradierte Verdrängungsmythen aus aktivem Mitwirken oder einer MitläuferInnenschaft bei den NationalsozialistInnen bei den Enkeln und Urenkeln noch vorzufinden? Gibt es Regelmäßigkeiten in einer Wiederholung standardisierter, ähnlicher Antworten und wenn ja, welche? Welche Zusammenhänge bestehen mit heutigem Alltagsrassismus und wie wirken sich solche Spuren auf heutige ,,Ausländer”feindlichkeit aus? Was ist Status heutigen Bewusstseins?
Alexandra Reill, die in einer Reihe von Projekten, so der Wandertournee gegen Alltagsrassismus ECHTE GEH’N NICHT UNTER oder WÜRDEN WIR NEIN SAGEN ?, mit der sie und ein Team von Kultur- und SozialarbeiterInnen schon seit letztem Jahr durch fast alle ,,Aussen”bezirke Wiens getourt sind, Dutzende Gespräche mit Menschen zum Thema geführt hat, hat eines gelernt: auf so manche Hürden im Kontext von Interkulturalität und Integration wirken noch immer historische Verdrängungsmythen ein, Überlieferungen im Denken, die an die Folgegeneration weitergegeben wurden und noch immer weiterleben.
Die Ergebnisse ihrer Gespräche verarbeitete die Filmemacherin in einem Dokumentarfilm:
Screening:
Mittwoch, 23. Juni 2010 um 19:00
im Konferenzsaal der Bezirksvorstehung Alsergrund
Währinger Straße 43, 1090 Wien
Dieser Abend wird von der Bezirksvorsteherin Martina Malyar eröffnet, nach dem Screening steht die Filmemacherin Alexandra Reill für Diskussionen und Gespräch zur Verfügung. Die Gesprächsrunde wird von Gilda Horvath, ORF-Volksgruppenredaktion, moderiert.
Der Eintritt ist frei.