Politische Farbenlehre im Spiegel künstlerischer Ausdrucksformen
Ein interaktives Kunstprojekt (16 Künstlerinnen und Künstler mit 36 Werken) an zwei Ausstellungsorten in der Brigittenau und in Ottakring anlässlich der Wiener Gemeinderatswahl setzt sich von 1. September bis 11. Oktober ironisch-kritisch mit der politischen Farbenlandschaft in Wien und Österreich auseinander.
Ein Voting bietet die Möglichkeit, dem Lieblingsbild eine Stimme zu geben. Es wird eine ,,Wahl” des politischen Bildes im Internet und vor Ort geben. Die ,,Wahlkabine” wird zur Vernissage geöffnet. Darüber hinaus erhalten die Ausstellungsbesucher Vorlagen, um vor Ort ihr politisches Farbspektrum auszumalen.
In zwei Lesungen ,,Texte über Farben” an den Ausstellungsorten (16. und 20. September) wird die Wirkung der Farben in Politik, Kunst, Psychologie…, anhand von literarischen Texten, Textsammlungen und Zitaten untersucht.
,,Handlandschaften” von zwei Bezirksvorstehern (Franz Prokop, Wien 16, und Hannes Derfler, Wien 20) der Künstlerin Angela Dorrer sind ein besonderes Highlight dieser Ausstellung. (Es ist geplant, auch die Hand des Wiener Bürgermeisters in den ,,Atlas der Handlandschaften” aufzunehmen.)
Farben sind in der Politik wie in der Kunst allgegenwärtig. Als Wegweiser ordnen sie das parteipolitische Spektrum, in der Malerei bilden sie eine der wesentlichsten Ausdrucksformen.
Viktor Hermann stellt in den Salzburger Nachrichten vom September 2009 die ,,politische Farbenlehre österreichischer Prägung” folgendermaßen dar:
,,…Nun sind diese Farben aber aus einem ganz besonderen Stoff gemacht. Sie ändern sich mit dem Charakter der Parteien… Und so bekam das Schwarz … rötliche Einsprengsel, … ein paar Tupfer grün, …Das Schwarz selbst wurde heller und heller, bis es zu einem undefinierbaren Grau mutierte. Die Roten erblassten ebenfalls zu einem zarten Rosa, inhalierten ein paar grüne Flecken, patzten sich mit einigen braunen Schlieren an. … Sogar schwärzliche Flecken schimmern jetzt durch, …Der grünen Parteifarbe ging es nicht anders. …es zogen schwarze, graue und rötliche Schleier in ihr Wappen ein. Am schlimmsten erwischte es die Partei mit der Farbe Orange. …das Orange der Sonne schrumpfte wie beim Sonnenuntergang, kurz, bevor es ganz finster wird… Nur eine einzige Partei ist farblich ganz eindeutig geblieben. Das Blau, das einst so hell und klar gestrahlt hat, hat sich zwar gewandelt, blieb aber ohne andersfarbige Einsprengsel. …”
Die in den beiden Ausstellungen vertretenen künstlerischen Positionen, die sich an diesem Text orientiert haben, sind breit gefächert und reichen von Malerei, Fotografie und Computergrafik bis hin zur performativen Malerei auf Handflächen.