Madonna del Arte
Artloft Vienna - Brunnhofer Galerie
Donnerstag, 28. Oktober 2010
Künstler/innen
Irene Andessner
Vernissage
DO 28.10.2010 18-21 Uhr
Ort
Artloft Vienna - Brunnhofer Galerie
Obere Weißgerberstraße 5
1030 Wien
In Malaga gibt es über 40 unterschiedliche Madonnen, die in der Karwoche (Semana Santa) auf prächtig dekorierten und illuminierten Tragebühnen im Trommeltakt wippend aus den Kirchen und durch die Straßen getragen werden. Ähnliche Gebräuche bestehen in weiteren iberischen und lateinamerikanischen Städten. Es gibt Schutzheilige für christliche Tugenden und profane Anliegen wie Gesundheit, Frieden, Zeit, Einsamkeit, Reichtum, Recht sowie auch für Zigeuner, Gefangene und Berufsgruppen.
Die Stelle einer Schirmherrin für die Künste war bisher vakant und so definiert Irene Andessner die Madonna del Arte (span. Virgen del Arte). Ihr Rollenportrait zeigt eine Figur, die auf den ersten Blick dem traditionellen Erscheinungsbild der Marienfiguren entspricht. Krone, Kleid und Schleier bestehen aus Verpackungsmaterialien von Kunstspeditionen: Packdecken und Packseide, Noppenfolie, Gurte und Klebebänder, Kartonkanten, Holzklammern - fotografiert im Ambiente der MUMOK-Werkstatt. Vor dem Hintergrund, dass Muttergottheiten als Vorläufer der christlich-katholischen Marienriten schon seit der Jungsteinzeit in vielen Kulturkreisen existieren, betrachtet Andessner ihre Madonnenversion als eine säkularisierte Schutzbeauftragte in Abgrenzung vom mit “unbefleckter Empfängnis” stigmatisierten Jungfrauenmodell. Die scheinbare Wiederannäherung von Kunst und Kirche ist also nur eine unheilige Allianz im Kleid einer katholischen Prozession und die bildende Kunst ein Medium zum Nachtrag eines bisher kirchlich-gesellschaftlich ignorierten Schutzkomplexes.