GUN
Projektraum Watt
Mittwoch, 3. November 2010
Künstler/innen
Horst Stein
Ein Mann mit Waffe posiert nach erfolgreicher “Jagd” vor den Trophäen seiner Leidenschaft. Nur, dass die Erlegten Bilder, die Waffe eine Schussfunktion vortäuschendes Objekt und der Jäger ein Bewohner des Hauses, in dem sich das Atelier befindet, sind. Ein Verwirrspiel mit Bildrealitäten & Bilddurchdringungen, Identitäten & Blickebenen, sex & crime, Humor & voyeuristischen Zugängen.
Die Ölbilder - extra für die Fotografie gemachte, also dem Zweck angepasste Malerei und folglich Requisite - zeigen auf den ersten Blick einfache, gefällige Szenen: Nudistische Zwanglosigkeit suggeriert Ursprünglichkeit. Die Menschen sind vor diesem Hintergrund so, wie sie sind, glauben sie. Setting, Bildaufbau, Malweise und Farbigkeit verstärken auf den ersten Blick den Eindruck von Harmonie und unterstreichen die Belanglosigkeit der Szenen, die thematisch einfachste Aktionen des Geschlechterverhältnisses behandeln. Also exemplarische Themen des Paaralltags, die knapp neben dem Fokus des üblichen Genderdiskurses liegen, und vielleicht gerade dadurch von gesteigerter Bedeutung sind: Helfen & Helfen lassen, Zeigen & Finden von Gegenständen, gemeinsames Suchen & Betrachten …
Nun wurden die Bilder angeschossen (zerstört?), von einem Mann, der in den Gemälden wahrscheinlich keine konzeptuellen oder genderkritischen Ansätze sah. Sein Fokus galt augenscheinlich den zu tilgenden Genitalbereichen. Sichtlich zufrieden posiert er mit dem corpus delicti vor seinem “Erfolg” und generiert dabei seine eigene Geschichte mit “seinen” Bildern.
Ort der Handlung ist der auch schon in verwandten Serien beschriebene Mikrokosmos (hermetische Raum) im Innenhof des Ateliers. Ein Experimentierfeld für performative Ansätze in der Fotografie unter Einbeziehung von Menschen aus der unmittelbaren Umgebung, die Teil der Aktion werden.