Aus Michael Donhausers Poetikvorlesungen am Deutschen Seminar der Universität Zürich (2008) ist ein Buch hervorgegangen, das er wiederum als Grundlage zweier Reflexions-, Vortrags- und Darstellungsabende in der Alten Schmiede heranzieht. Zum zentralen Thema seiner Überlegungen schrieb er: Was zur Neige geht, oszilliert zwischen einem Noch und einem Nichtmehr, und dies ist der Ort, an dem sich meine Arbeit über Jahre bald entfaltete, bald in sich zurückgezogen hat – immer aber ist ihr die Neige als ein Lassen im Tun auch eigen gewesen. Doch ich schreibe nicht von meiner Arbeit, ich schreibe von der Zeit als Zeit und wie sie sich zeigt in einem Gedicht, einem Bild, einem Photo, einem Video – Zeit aber zeigt sich nicht, sie wird durch das, was Kunst ist, erfahrbar als eine Form des Interferierens von Zeitmomenten. Dieses Interferieren erzeugt ein Gleichgewicht von Stillstand und Vergehen, also dass, was da zur Ruhe gekommen scheint als Werk, in einer unaufhörlichen Bewegung bleibt – wie dies jeweils geschieht, habe ich durch die Interpretation von Annette von Droste-Hülshoffs Gedicht »Das öde Haus«, von Johannes Vermeers Bild »Dienstmagd mit Milchkrug«, von Arno Nollens Photo »Mädchen auf Stuhl«, von Judith Alberts Video »Zwischen der Zeit« und Georg Trakls Gedicht »Sommersneige« darzustellen versucht. Denn es gelingt diesen Werken, was Kunst vermag, wenn sie nicht einem wie immer gearteten Zweck oder einer entsprechenden Zwecklosigkeit unterliegt, nämlich: Zeit zu unterbrechen und als Weile dauern zu lassen.
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Michael Donhauser: Nahe der Neige