65. Autorenprojekt

Öffentlichkeit Konferenz
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Donnerstag 10. Februar 2011
10. Feb. 2011
Do
18:00
65. Autorenprojekt

Als „kleine Revolution im deutschen Kinderbuch“ wurden die frühen phantastischen Kinderbücher der Österreicherin Erica Lillegg-Jené gleich bei ihrem Erscheinen in der zweiten Hälfte der 1950er Jahre bezeichnet, ein geradezu enthusiastisches Urteil, das sich bis heute gehalten hat, allerdings nicht in Österreich. Hierzulande wurde sie nahezu konsequent vergessen. Erica Lillegg-Jené fand für ihre Kinderbücher damals in Österreich keinen Verlag, wohl aber in Deutschland, wo man sie mehrfach auszeichnete. Sie übersiedelte noch in den 1950er Jahren mit ihrem Mann, dem Künstler und damaligen Mentor der Wiener Kunstszene, Edgar Jené, nach Paris. Zwar hatte sie zur Kinderbuchszene Wiens dieser und der folgenden Zeit so gut wie gar keinen Kontakt, wohl aber war sie durch Edgar Jené eng verbunden mit der eigentlichen Kunstströmung dieser Jahre, dem Surrealismus, aus dem sich dann als Wienerische Spielart der Phantastische Realismus entfaltete, und noch hier, in Wien, und dann in Paris mit der modernen Literatur, mit Otto Basil etwa oder mit Paul Celan. (Ernst Seibert)
Im Jahr 2009 wurde von Univ. Prof. Dr. Ernst Seibert eine Tagung unter dem Titel Erica Lillegg-Jené und der Phantastische Realismus im Kinderbuch initiiert, deren Ergebnisse auf bemerkenswerte ästhetische und denkerische Zusammenhänge zwischen Surrealismus, der Malerei des Phantastischen Realismus und Lilleggs Schriften hinweisen und im Jahr 2011 in Buchform erscheinen werden. Der Schriftsteller Peter Waterhouse hat die aus der Tagung hervorgehenden Anregungen aufgegriffen und sich für das Werk der Autorin zu begeistern begonnen. Lilleggs im Jahr 1947 gefasste lebenslange Freundschaft zu Paul Celan mag dabei eine zusätzliche Motivation für Waterhouse darstellen, der eine Dissertation über Celan verfasst hat.
Lillegg hat 1961 zu ihrem Werk u.a. notiert: Ich denke, es gibt einen gemeinsamen Nenner aller meiner Kinder- und Jugenbücher und zwar den, dass es ihre Helden immer schwer haben, nämlich mit sich selbst. […] Wie sie wissen, glaubt jedes Kind, jede und jeder Halbwüchsige, so schwer wie es, sie oder er habe es niemand auf der Welt. Daher empfinden sie eine gewisse Befriedigung, erfahren sie, dass es netten Geschöpfen wie Michel, Vevi, Scarlet auch nicht besser ergeht.

Erica Lillegg – Jené, *1907 in Graz, besuchte in Wien ein Gymnasium und einen chemischen Fachkurs für Frauen und Mädchen in der Schule Eugenie Schwarzwalds; Germanistik-Studium, Ballett- und Schauspielunterricht, Arbeit als freie Journalistin, u. a. für Die Presse und Neues Österreich. Heiratet in zweiter Ehe den vom französischen Surrealismus um André Breton begeisterten Saarbrücker Künstler Erhard Edgar Jené. Sie arbeitet während des Krieges als Sekretärin im Wiener Rathaus, ihr Mann als Übersetzer im Gefangenenlager Gneixendorf bei Krems. Nach 1945 Arbeit als Kassiererin und journalistische Reporterin, Edgar Jené versucht, in Wien eine surrealistische Bewegung ins Leben zu rufen und übernimmt die künstlerische Gestaltung von Otto Basils Zeitschrift Plan. 1954 Übersiedlung nach Paris, Tätigkeit als Übersetzerin. 1956 Übersiedlung in eine Mühle bei Sancerre, 1965 Übersiedlung ins Burgund. Edgar Jené stirbt 1984; kurz nach dem Erscheinen ihres Romans Erika und Erik stirbt die Autorin im Dezember 1988. Buchveröffentlichungen: Jakob war ein Schusterjunge und andere Geschichten für Kinder (1948); Vevi. Für Mädchen und Jungen erzählt von Erica Lillegg (1955); Feuerfreund (1957); Michel und das Milchpferd (1957); Scarlet und die Eifersucht (1958); Scarlet. Ihr Weg zum Theater (1962); Peps (1964); Die Spieldose (1968); Nämlich… das sind die Geschichten von Herrn Nämlich (1973).
Peter Waterhouse, *1956 in Berlin, studierte in Wien und Los Angeles, dissertierte über Paul Celan. Lebt als Autor und Übersetzer (u. a. von Andrea Zanzotto, Michael Hamburger, Gerard Manley Hopkins) in Wien. H.C. Artmann-Preis 2004, Erich-Fried-Preis 2007. Bücher (Auswahl): MENZ. Gedichte (1984); Besitzlosigkeit Verzögerung Schweigen Anarchie (1986); passim. Gedichte (1986); Verloren ohne Rettung (1993, 22001); E 71, Mitschrift aus Bihac und Krajina (1996); Die Geheimnislosigkeit. Ein Spazier- und Lesebuch (1996); Prosperos Land (2001); Von herbstlicher Stille umgeben wird ein Stück gespielt (2003); Die Nicht-Anschauung. Versuche über die Dichtung von Michael Hamburger (2005); (Krieg und Welt) (2006); Der Honigverkäufer im Palastgarten und das Auditorium maximum (2010).

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