Mit Such Stuff As We Are Made Of von 2000 und ihrer jüngsten Kreation Pororoca von 2009 geben zwei Gastspiele am Tanzquartier Wien Einblick in die Arbeit von Lia Rodrigues, die international zu einer der wichtigsten südamerikanischen ChoreografInnen zählt. Ihre Arbeiten sind inspiriert von dem Alltag und der Kultur in Rio de Janeiro, wo sie in der Favela de la Maré nicht nur mit ihrer eigenen Kompanie produziert, sondern auch ein Kunstzentrum mit professionellen Tanzangeboten aufgebaut hat. Zugleich schafft sie es in ihren Stücken immer wieder, größer gefasste Kontexte und Veränderungen im aktuellen Zeitgeschehen in ihrer künstlerischen Sprache aufzugreifen und nach möglichen Wegen und Formen des Handelns in der Kunst ebenso wie im Leben zu fragen.
Pororoca – abgeleitet von dem Wort poroc-poroc – bezeichnet in der Tupí-Sprache das Geräusch des Dröhnens und Brausens, das entsteht, wenn die Wasser eines Flusses wie des Amazonas auf den Ozean treffen. Die ausdrucksstarke Bewegungssprache der elf Tänzerinnen und Tänzer erinnert an diesen Zeitpunkt des Übergangs, an den fragilen Moment des Aufpralls, aus dem sich ein neues Gleichgewicht entwickelt und aus dem augenscheinlichen Chaos eine Choreografie von großer Direktheit und Zartheit entsteht.