It's the Political Economy, Stupid

Öffentlichkeit Ausstellung
➜ edit + new album ev_02vmeuV97IBECwZj3e7Y75
1 Termin im Archiv
bis Montag 25. April
15. März 2011 -
Mo 25. April 2011
19:00
It's the Political Economy, Stupid

° It’s the Political Economy, Stupid | 16 März - 25 April 2011

Eröffnung: 15 März, 19.00 Uhr

Projektkuratoren: Oliver Ressler & Gregory Sholette

Teilnehmende KünstlerInnen:

Zanny Begg
Libia Castro & Ólafur Ólafsson
Damon Rich
Superflex

Globalisierung, Privatisierung, flexible Arbeitspläne, deregulierte Märkte; 30 Jahre neoliberaler Kapitalismus haben die meisten Regierungen der Welt dazu veranlasst, ihre frühere Rolle als Schiedsinstanzen zwischen der Sicherheit der Mehrheit und dem Profitstreben des Unternehmenssektors teilweise oder völlig aufzugeben. Daher überrascht es keinesfalls, dass in dem Augenblick, als Probleme im amerikanischen Immobilien- und Finanzsektor 2008 zu einer globalen Finanzkrise führten, Regierungen in der ganzen Welt Billionen von Dollars in Banken und Versicherungsgesellschaften pumpten und damit tatsächlich den größten Kapitaltransfer in den Privatsektor schufen, den es je gegeben hatte. Ein oft zitiertes Argument dieser noch nie da gewesenen Aktion lautete, dass viele dieser transnationalen Unternehmen zu groß seien, um Bankrott zu gehen (“too big to fail”). Trotz dieser enormen Ausgaben verloren jedoch bald Millionen von Menschen ihr Heim und ihre Existenzgrundlage, und der wirtschaftliche und soziale Schaden ist bis heute nicht beendet. Die Kosten dieser Rettungsaktionen sind niederschmetternd. Staaten borgten sich Kapital aus, um Finanzinstitute zu retten, was zu einer steigenden Staatsschuld und der faktischen Insolvenz einiger Länder führte. Diese Budgetdefizite hätten wohl gemanagt werden können, wenn reiche transnationale Unternehmen gezwungen worden wären, die Wirtschaft zu stützen. Stattdessen entschieden sich die neoliberalen Regierungen dafür, Sparprogramme einzuführen, die die öffentlichen Dienste und Sozialleistungen radikal kürzten. Es braucht nicht extra erwähnt zu werden, dass diese Sparmaßnahmen nicht unbedingt den Willen der Mehrheit darstellen und so gehört die wachsende Apathie der WählerInnen zu den ernsthaften Nebenwirkungen dieser Top-Down-Entscheidungsfindung.

Heute sind wir mit einer Katastrophe des Kapitalismus konfrontiert, die auch eine bedeutende Krise der repräsentativen Demokratie geworden ist. Die Idee des modernen Nationalstaates ist in Gefahr, wenn der entterritorialisierte Fluss des Finanzkapitals all das, was solide war, in Rohmaterial für Marktspekulation und biopolitische Vermögensbildung verschmilzt. Die soziale Ordnung und die Vorstellung von Regierung mit ihrem archaischen Versprechen von Sicherheit und Glück sind zu einer weiteren Form des modernen Ruins geworden. Der Theoretiker Slavoj Žižek drückt das so aus: „Die zentrale Aufgabe der regierenden Ideologie in der derzeitigen Krise besteht darin, ein Narrativum zu verhängen, welches die Schuld für den Kollaps nicht dem globalen kapitalistischen System als solchem geben wird, sondern sie auf sekundäre und zufällige Abweichungen abschiebt (allzu laxe Rechtsvorschriften, die Korruption großer Finanzinstitutionen usw.).” [1]

It’s the Political Economy, Stupid [2] versammelt eine Gruppe herausragender KünstlerInnen, die sich nachhaltig und kritisch mit der augenblicklichen Krise auseinandersetzen. Anstatt sich in die Katastrophe zu fügen, fragt diese Ausstellung, ob es nicht an der Zeit sei, die disziplinarischen Diktate der kapitalistischen Logik zurückzudrängen und gleichsam durch eine Art künstlerische Zauberei eine Rettung des Begriffs des Sozialen einzuleiten.

Die Ausstellung It’s the Political Economy, Stupid wird mit anderen Arbeiten von Januar bis April 2012 im Austrian Cultural Forum in New York weitergeführt (http://www.acfny.org).


[1] Slavoj Žižek, First as Tragedy, Then as Farce. Verso Books, London/New York 2009, p. 19
[2] Der Ausstellungstitel It’s the Political Economy, Stupid basiert auf Slavoj Žižeks Umformulierung der weitverbreiteten Redewendung „It’s the economy, stupid”, die während der erfolgreichen Präsidentschaftskampagne von Bill Clinton 1992 gegen den amtierenden Präsidenten George Bush Senior zirkulierte.

KünstlerInneninfos:

Zanny Begg
Treat (or trick), Videoinstallation, 7 Min., 2009

Treat (or trick) [Genuss-Stück (oder Trick)] ist eine dreiteilige Videoinstallation, die die Tricks des Finanzhandels erkundet; Teil 1 zeigt in der Hauptrolle den berüchtigten Magier des freien Marktes, Mr. Invisible Hands; Teil 2 erforscht das geheime Leben von Kaninchen (und anderen kleinen Massenartikeln); und Teil 3 sieht sich den bodenlosen Abgrund unserer Begierden an. Lachen aus dem Lachsack, Buhrufe, Prusten und Beifall vermitteln den Eindruck eines nicht anwesenden Publikums, welches den/die einsame BetrachterIn so bei Laune hält, dass diese/r einige der ältesten Mythen des freien Marktes akzeptiert. Wie der Film jedoch zeigt, besteht der beste Trick von Mr. Invisible Hands keinesfalls darin, ein Kaninchen aus einem Hut zu ziehen oder in Entfesselungskunst und Rollentausch, sondern in der Veränderung der Beziehung zwischen Publikum und Performer – niemand glaubt wirklich an die Zauberkunst, aber wir kommen eben, weil uns der Trick an sich verführt.

Libia Castro & Ólafur Ólafsson
Lobbyists, video, 16 Min., 2009

Mit dieser Videoarbeit wollten wir unser Porträt der modernen Arbeit fortsetzen sowie beispielhaft immaterielle Arbeit und eine Aktivität zeigen, welche die neuesten Entwicklungen in Europa angesichts gewisser Politiken repräsentiert. Wir zeichneten Lobbyisten und Aktivisten in ihren Arbeitsbereichen auf und erkundeten so den Strudel rund um deren Aktivitäten in Brüssel und Straßburg. Als Vorbereitung auf die Arbeit studierten wir historische und zeitgenössische Quellen, die die Figur des Lobbyisten aufbauen. Wir interviewten und filmten eine Vielzahl von Menschen, die mit lobbyistischen Vereinigungen, NGOs und zivilen Überwachungsgruppen assoziiert werden und wühlten in unterschiedlichen Aufzeichnungsmodi, Nachrichten und Musikvideos. Wir beauftragten den britischen Reporter und Aktivisten Tamasin Cave, einen Artikel über die derzeitige Situation zu schreiben, deren Zeugen wir waren. Daraufhin arbeiteten wir mit der britischen Schauspielerin Caroline Dalton und der isländischen Reggaegruppe Hjálmar an der Inszenierung des Artikels, was in Form ineinandergreifender gesprochener Narration, Singen und Skandieren zu einer Dub-Partitur von Hjálmar als Soundtrack zum Video realisiert wurde.

Damon Rich
Mortgage Stakeholders, 2-Kanal Video, 47 Min., 2008

Der Film Mortgage Stakeholders (Hypotheken-Stakeholder) zeigt ein Gespräch zwischen Bankern, Regulierern, Architekten, Investoren, Vertretern der Finanzjustiz und anderen über das US-amerikanische System zur Finanzierung frei finanzierten Wohnungsbaus.
Dieses Video wurde ursprünglich als Teil des Red Lines Housing Crisis Learning Centers produziert, eines Bausatzes für mobile Ausstellungen mit Modellen, Fotografien, Videos und Zeichnungen, welche BesucherInnen in die finanzielle Landschaft von Architektur eintauchen lassen.
Die amerikanische Vorliebe für traditionellen Wohnungsbau maskiert eine beängstigende Realität: Auf der ganzen Welt sind einzelne Häuser saniert worden, um als austauschbare Nodi in einer riesigen abstrakten Struktur zu fungieren, die lose von legalen und politischen Beschränkungen zusammengehalten wird und die freizügige Zirkulation von Finanzkapital ermöglichen soll.
Wer stellt das Geld zur Verfügung, um Gebäude zu bauen und zu kaufen? Welche historischen Beziehungen gibt es zwischen Geldgebern und Schuldnern? Wie werden Besitzansprüche produziert und wie zirkulieren sie? Während sich der Finanzkollaps weiterhin ausbreitet, Menschen aus ihren Heimen drängt, Wohngegenden verödet, Institutionen in den Bankrott treibt und mit einer globalen Wirtschaftskrise droht, will Red Lines das dringend notwendige Gespräch darüber, wie unsere Gesellschaft ihr Lebensumfeld finanziert, erweitern und bereichern.

Superflex
The Financial Crisis, video installation, 2009

The Financial Crisis ((Session I-V) [Die Finanzkrise (Sitzung I-V)] ist eine neue Filmarbeit, in der sich Superflex mit der Finanzkrise und dem wirtschaftlichen Kollaps von einer therapeutischen Perspektive aus befasst. Ein Hypnotiseur führt uns durch unsere schlimmsten Albträume, um die Krise in der Außenwelt wie auch die Psychose im Inneren ans Licht zu befördern. In vier Sitzungen werden die BetrachterInnen die Faszination von Spekulation und Macht erleben, Angst, Furcht und Frustration, die Kontrolle zu verlieren, vor wirtschaftlichem Verlust und der persönlichen Katastrophe.

Session 1 – Die unsichtbare Hand (The Invisible Hand)
Session 2 – George Soros
Session 3 – Du
Session 4 – Alte Freunde

Ein Mann im mittleren Alter mit drahtumrandeter Brille fragt uns cool, ob wir uns verschiedene Szenarios vorstellen könnten, die mit persönlichem Ruin zu tun haben: den Verlust des Hauses, des Jobs. Er bittet uns, uns in die Rolle des milliardenschweren Finanziers George Soros zu versetzen, wie er in seinen verschiedenen Investmentmachenschaften von der unsichtbaren Hand des Marktes gelenkt wird. Das alles klingt ziemlich irreal und wie ein Albtraum. Bestimmt schnippt der Mann am Ende jeder „Sitzung“ mit den Fingern und sagt: „Wenn du aufwachst, wirst du dich glücklich und entspannt fühlen.“ Es stellt sich heraus, dass er ein Hypnotiseur ist, und wir werden dieser Sitzung unterzogen, um unsere Abhängigkeit vom Kapitalismus zu heilen – welche, ganz anders als das Rauchen, scheinbar eine unmöglich zu brechende Gewohnheit ist. (Time Out New York, Feb. 2010)

Unterstützt von:

BM:UKK
Stadt Wien - Kulturabteilung MA 7
ERSTE Stiftung

Über uns:
Geöffnet Freitag, Samstag 13.00 - 18.30 Uhr und an den übrigen Wochentagen nur nach Vereinbarung. Freier Eintritt

Open Space, Open Systems
Zentrum für Kunstprojekte
Lassingleithnerplatz 2
A – 1020 Wien
Österreich

(+43) 699 115 286 32

Für mehr Information: office@openspace-zkp.org

http://www.openspace-zkp.org

Open Space, Open Systems - Zentrum für Kunstprojekte will einen Ort grundlegender, zeitgenössischer Kunstpraxis schaffen, der sich als Beitrag zu einer neuartigen und ständig weiterentwickelten Modellstrategie für grenzüberschreitende, interregionale Projekte begreift.

...Mehr lesen
 

eSeL ist ein Informationsportal für Kunst und Kultur. Hier findest du empfohlene Veranstaltungen, Ausstellungen, Museen, Kinoprogramm, Theater, Performances und mehr in Wien und ganz Österreich. 

Newsletter und Social Media

Der eSeL Newsletter schickt dir jeden Donnerstag Insidertipps unserer Terminredaktion und fotografische Highlights aus dem Kunstbetrieb.

Fast geschafft!

Die Bestätigungsmail ist unterwegs. Du musst sie nur noch bestätigen.


A confirmation email has been sent. Please click the link to confirm your subscription. (Check your Spam/Junk folder!)

Woops!

Diese E-Mail-Adresse ist bereits abonniert. Eh super! / This address is already subscribed.

Hoppala.

Sie haben Ihre Mail-Adresse noch nicht bestätigt. / This Address is not yet confirmed.

Terminvorschlag

Partner*innen

Über uns

Projekte

Kontakt

Presse

rewind.esel.at (BETA) 

Datenschutz

Impressum

AGB