Die Polemiken und Kampagnen gegen Bertolt Brecht in der Zeit des Kalten Kriegs wandten sich vordergründig gegen «Kommunisten» und ihre «Sympathisanten», in Wirklichkeit hatten die Mächtigen in Kultur und Politik ein Interesse, dass in Wien nie wieder eine nonkonformistische Szene etabliert wird, wie sie vor der großen Menschenvertreibung 1938 bestanden hatte.
Ende der 1950er Jahre erreichte die Anti-Brecht-Stimmung ihren Höhepunkt. Die Schriftsteller Friedrich Torberg und Hans Weigel taten sich dabei besonders hervor. Durchbrochen wurde der Brecht-Boykott erst 1963. Theaterdirektor Leon Epp brachte 1963 an seinem Haus, dem Wiener Volkstheater, mit Gustav Mankers Inszenierung der «Mutter Courage» erstmals wieder Brecht an eine bedeutenden österreichische Bühne. 1966 ließ Ernst Haeussermann, früher ebenso am Boykott beteiligt, Curd Jürgens im Burgtheater die Titelrolle in «Das Leben des Galilei» spielen.
Am intensivsten arbeitete sich der Kreis um Conny Hannes Meyer und seiner Gruppe »Die Komödianten» an dem Ausnahme-Intellektuellen Brecht ab. Kurt Palm, Regisseur und Buchautor («Vom Boykott zur Anerkennung. Brecht und Österreich», Löcker Verlag) gibt Auskunft über die Rolle Conny Hannes Meyers zur Rehabilitierung des großen deutschen Dramatikers.