Türkenkind. Eine Kammeroper
Koproduktion von Internationale Sommerakademie PragWienBudapest & Das andere Podium & sirene Operntheater, gespielt am 14.09.2011, 16.09.2011, 17.09.2011 und 20.09.2011 jeweils um 20:00.
Türkenkind erzählt die wahre Geschichte der Anna Maria Königin aus dem Wien Maria Theresias.
Irene Montjoye hat für ihr Buch Maria Theresias Türkenkind die abenteuerliche Geschichte des willensstarken Mädchens recherchiert. Anna Maria wurde nach dem Pesttod ihrer Eltern als Waisenkind 1737 irgendwo am Schwarzen Meer entführt und als Sklavin nach Konstantinopel verkauft.
Zwar hatte sie Glück und wurde als Dienerin eines reichen Kaufmanns gut behandelt, beschloss aber zu fliehen, als der Sohn des Hauses sie zu belästigen begann. Sie rettete sich ins Kloster der Trinitarier, deren Orden christliche Sklaven in muslimischen Ländern freikaufte. Allerdings musste sie davor noch vor einem türkischen Richter beweisen, dass sie ein Recht auf ein freies Leben hatte. Ihr mutiges Plädoyer überzeugte den Richter. Nach Zahlung eines Lösegeldes gab er sie schließlich frei, sodass sie mit den Mönchen nach Wien reisen konnte.
Traditionell zogen die freigekauften Sklaven unter Beifall und Jubel des Volkes von der Alserkirche (gegenüber vom heutigen Universitätscampus) zur Hofburg, wo Kaiserin Maria Theresia Gefallen an Anna Maria fand und sie als Ziehtochter annahm. Sie ließ das junge Mädchen nach sich selbst Anna Maria Regina (Königin) taufen und kümmerte sich persönlich um ihre Versorgung und Ausbildung. Anna Maria, die dankbare Ziehtochter der Kaiserin, lehrte deren Töchter die berühmte Kunst des Stickens nach türkischer Art. Um ihr Glück musste sie aber weiter kämpfen, bis sie den ebenfalls in Konstantinopel entlaufenen Johann von Mohrenheim heiraten konnte. Ihrer vergnüglichen Ehe entsprangen zehn Kinder.
Das glückliche Ende ihrer Geschichte verdankt Anna Maria von Mohrenheim einerseits ihrer eigenen Courage, andererseits der Toleranz der aufgeklärten Monarchin eines Vielvölkerstaates. Mag diese aufgeklärte Toleranz auf der Seite der Mächtigen auch aus heutiger Sicht idealisiert wirken, ist doch Türkenkind eine Parabel, die davon erzählt, dass man dem Fremden mit Offenheit und Neugier begegnen und nur so eine möglichst entspannte Integration bewirken kann – vielleicht ohne die heute so häufigen Verkrampfungen?
Kristine Tornquist erzählt im Libretto die Geschichte von ihrem glücklichen Ende her. Ihren Erinnerungen folgend streift Anna Maria eine Schale ihres Lebens nach der anderen ab, bis sie wieder dort ankommt, wo alles begonnen hat - ein Waisenkind am Schwarzen Meer, eben der Pest entkommen, dem Spiel des Schicksals hilf- und schutzlos ausgeliefert. Und doch voll Hoffnung und Zuversicht, dass es irgendwo jemanden geben muss, der sich der Fremden annimmt. Auf der Bühne sind es die beiden Engel Asael und Rafael, die Anna Marias Erinnerungen begleiten und sie durch die Geschichte führen.
Wolfram Wagner vertonte Türkenkind dicht am Geschehen für Sopran, Kammerensemble und Ud, ein traditionelles türkisches Saiteninstrument.
Im Rahmen von Das andere Podium gestalten u.a. mitwirkende Studierende der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien unter der Leitung von Wolfgang Aichinger und Dietmar Flosdorf eine Installation und eine Performance zur inhaltlichen Auseinandersetzung mit der Thematik der Oper.