Rituale und Konventionen helfen dem Menschen sein Leben zu ordnen und zu organisieren. Sie begleiten uns von der Geburt bis zum Tod. Ein wesentliches Element für die Tradierung von Ritualen und Konventionen ist die Schrift. Dies wollen wir mit der österreichischen Erstaufführung von „GRAMMA“ des jungen, aber international schon beachteten, spanischen Komponisten José M. Sánchez-Verdú aufzeigen. Mit Texten von Ovid, Platon, Homer, Augustinus, Hugo von Sankt Viktor und Dante wandelt der Zuhörer in die Gärten der Schrift, hinein in eine einzigartige Klangwelt.
Mit u.a.: Adi Hirschal, Barbara E. Schedel und Paul Lorenger
In sechs nicht miteinander in Verbindung stehenden historischen, philosophischen und literarischen Szenen setzt sich der Komponist Jóse Maria Sánchez-Verdú mit der Schrift, der Erinnerung, dem Vergessen und letztlich mit der Erkenntnis auseinander.
Er verwendet dafür einen Ausschnitt aus dem Phaidros Dialog von Platon, berichtet von einer Begebenheit in der Odyssee, zitiert aus den Confessiones von Augustinus, erzählt vom sterbenden Adonis, lässt Hugo de Saint Victore zu Wort kommen und führt uns ins Paradies anhand der göttlichen Komödie. Dabei seziert er die von ihm verwendeten Szenen und hebt einzelne kleine Bruchstücke heraus um so zum Kern vorzudringen. Eine ähnliche Reduktion auf das Wesentliche findet auch in der Musik von Sánchez-Verdú statt. Sie bewegt sich im Pianissimo-Bereich und schafft dadurch eine Fragilität, die einen sich immer in Spannung haltenden Klangraum erzeugt. (Christoph Zauner)