Unser täglich Brot / Frisch gebacken
Vera Wiedermanns Carte Blanche / Vienna Design Week 2011
Ausstellungseröffnung
Cocktail + Besichtigung der Bäckerei
1. Oktober 2011, 19:00
Closing Party
8. Oktober 2011, 18:00
Ausstellungsdauer
Vera Wiedermann wurde von der Vienna Design Week 2011 für ein Carte Blanché Projekt ausgewählt. Sie nähert sich dem Thema “Nahrung” auf poetische Weise, indem Sie die Rohstoffe, aus welchen unsere Grundnahrungsmittel bestehen, sinnlich in Szene setzt. Ihr Schwerpunkt liegt dabei auf Lebensmitteln die uns Kraft spenden. Dazu zählen Kohlehydrate, vor allem Getreidesorten, aber auch Stärke, Zucker und Eiweis.
Die ehemalige Bäckerei Frühbauer präsentiert sich als Labor für Nahrung. Statt Brot und Kuchen können die BesucherInnen an der Theke eine Schau von Rohstoffen konsumieren. Vera Wiedermann nähert sich dem Thema dabei auf spielerische und kritische Weise zugleich. Es werden unterhaltsame Maschinen und ungewohnte Geräusche zum Einsatz kommen, aber auch Zitate zum Thema denkanstoßend wirken.
Dass es höchste Zeit ist, die Art und Weise, wie wir unsere Grundnahrungsmittel verarbeiten, zu überdenken, unterstreicht ein tobender Getreidesturm (alternativ Gänsefedern), der nach und nach das ganze Labor bedecken wird.
Unser täglich Brot / Frisch gebacken
Was wir essen, zeigt wer wir sind!
Nahrung soll nicht nur Kraft spenden, sondern auch eine Reihe anderer Ansprüche erfüllen. Über Essen definieren wir uns und grenzen uns zu anderen Kulturen ab. Ein Infusionsbeutel künstlicher Nahrung würde denselben Zweck erfüllen wie gestaltete Gerichte. Indem wir unsere Nahrungsmittel und die Art und Weise wie wir diese konsumieren auswählen, definieren wir unseren persönlichen Lebensstil.
Der Mensch lebt nicht vom Brot allein.
Trotzdem und vielleicht gerade deshalb betreiben wir einen großen Aufwand, um unsere Nahrung zu gestalten. Wir investieren Kreativität, experimentieren und vergessen dabei oft den sinnlichen Wert des Grundnahrungsmittels, das der Ausgang für das industriell produzierte Produkt war.
Beliebte Lebensmittel schmecken gut, wecken Emotionen und erzählen Geschichten.
Dabei spielte die Form stets eine wichtige Rolle. An Stelle der eigenen Haare opferte man bald Opferbrote in Form eines Zopfes. Auch die Form von Kipferl und Semmel haben sowohl geschichtlich-kulturelle, als auch funktionelle Hintergründe.
Während Symbolik ein Beweggrund zur Gestaltung von Brot ist, könnte mit der bewussten Vermeidung von Assoziationen das Ausgangsprodukt Getreide wieder als essbare Poesie wahrgenommen werden.
Viel Lärm um Nichts.
Oft sagt uns schon der Anblick einer Speise, ob sie uns schmeckt oder nicht. Wenn unsere optische Vorstellung erfüllt wird, steigert das den Genuss, auch wenn das Ausgangsprodukt des Nahrungsmittels eigentlich ganz anders aussieht. - Aber kann auch der optische Eindruck des rohen, unverarbeiteten Produktes den Appetit anregen?
Auch die Umgebungsgeräusche spielen eine wichtige Rolle, ob und wie uns unsere Nahrung schmeckt. Passende Geräusche können das Geschmackserlebnis unterstützen, während uns ungewohnte Geräusche vom Essen ablenken.
Unsere Ohren entscheiden zum Beispiel darüber ob wir eine Speise mögen oder nicht. So kontrollieren wir etwa, ob ein Lebensmittel frisch ist, indem wir testen wie es klingt.
Mit Essen spielt man (nicht).
Wir bemühen uns, unsere Nahrung so zu gestalten, dass das Essen alle Sinne anregt. Dabei spielt auch das Entertainment, zusammen mit der Modeerscheinung Natürlichkeit eine wichtige Rolle. Essen dient als Unterhaltung, als Spielzeug und verführt mit Visionen.
Dabei sollten wir erkennen, dass Lebensmittel großteils Technologie und die Vorstellung, dass wir natürliche Produkte konsumieren Nostalgie, fast Fantasie, ist.
In der Zukunft könnten chemische Zusatzstoffe durch physikalische Methoden ersetzt werden. Nährstoffgehalt, Konsistenz und Optik könnten so natürlich definiert werden. Zum Beispiel ließe sich die gewünschte Haltbarkeit von Brot ohne den Zusatz von Konservierungsstoffen verlängern, indem es direkt nach dem Backen gekühlt wird. Das Brot würde so ohne Kontakt zur Luft verpackt und physikalisch konserviert werden.
Vera Wiedermann, geboren 1986 in Innsbruck, Österreich, studierte Innenarchitektur an der Akademie der Bildenden Künste München bevor sie im Jahr 2008 an die Universität für angewandte Kunst Wien - Studiengang Industrie Design - wechselte. Ihrem Studium geht eine Ausbildung zur Grafik- und Kommunikationsdesignerin voraus.
Als Designerin sammelte sie Erfahrungen in Mailand, München und Wien, wo sie vor allem durch ihr Produkt “Te a me”, ein Teeset, das sie eigenständig produziert und vertreibt, bekannt wurde. Ihre Produkte entstehen lösungsorientiert, unter Bezugnahme auf Funktionalität und aktuelle Bedürfnisse der Gesellschaft.