Aufruf zur Aktivitäten am 1. März - transnationaler Migrant*nnenstreik
streiken - betriebsversammlungen - aktionen - solidaritätsaufrufe als sichtbahrkeit in der öffentlichkeit, etc
…solidarisieren und aktivieren in der form die dir passt!
1. MÃrz
Am 1. März sprechen wir Sprachstreik!
Avusturya macht Sprache zum Lieblingsproblem. Einfache Lösung: Deutschpflicht für alle.
Hay?r, Jo, Lo, Ne, Njet, No, Non, Nu! Nicht mit uns!
Mit Ausschluss Basta! haben wir 2011 dem austriakischen Integrations-Theater eine Absage erteilt. Dieses Jahr reden wir übers Reden: Unsere gemeinsame Sprache ist nicht Deutsch! Wir rufen zum Streik gegen den Deutschzwang auf. Sprechen wir gemeinsam die Sprache der gleichen Rechte – am 1. März beim transnationalen, translationalen Migrant_innenstreik.
Let´s Sprachstreik the one-language-show down!
Auf Baustellen, in Fabriken, im Gastgewerbe, im Einzelhandel, in Büros, in den Krankenhäusern, an den Universitäten, im Transport, in Haushalten … 50 Jahre lang haben wir an vielen Stellen gehackelt und uns auf vielen Sprachen verstanden – auch, aber nicht nur auf Deutsch. Das zählt nicht mehr? Nun gilt: A1-Prüfungen, B1-Nachweise, C1-Zertifikate – überall Deutsch! Wer kein Geld, keine Kraft und keine Zeit hat, nach Dienstschluss auch noch für die B1-Deutschprüfung auf Maturaniveau zu lernen, kann nicht mal mehr sicher sein, in diesem Land bleiben zu dürfen. Politische Rechte rücken in immer weitere Ferne. Der in Austrija lebenden Mehrheit mit dem richtigen EU-Pass stehen viele Rechte ganz ohne Überprüfung ihrer Sprachkenntnisse zu, während alle anderen Deutsch-Prüfungen bestehen müssen. Da diesen neuen Pflichten kein entsprechendes Gratis-Deutschkursangebot gegenübersteht, handelt es sich zudem um eine Sonderbesteuerung. Der Sprachunterricht in den Erstaufnahmestellen für Asylwerber_innen reicht nicht einmal dazu aus, um auf Deutsch durch den Alltag zu kommen, geschweige denn, um sich in Gesprächen mit der Fremdenpolizei behaupten zu können. Durch die Sprache als Schallmauer wird den Migrant_innen einmal mehr gezeigt: Ihr habt in Autriche nie dazugehört und ihr werdet nie dazugehören.
Dafür werdet ihr in Austria immer an allem Schuld sein. Neuerdings seid ihr auch Schuld an der Bildungsmisere. Ausgerechnet der Mythos einer bildungsverweigernden, pisaversauenden Parallelwelt soll den Deutschzwang begründen. Im Blockieren von Bildungszugängen und Auseinanderdividieren von angeblich bildungsnahen und -fernen Schichten besteht das österreichische Bildungssystem jede Prüfung mit Auszeichnung. Hingegen gibt es ein Nichtgenügend nach dem anderen für die Bekämpfung von sozialen Ungleichheiten, dem Bereitstellen ausreichender Sprachlernangebote und der Förderung von Erstsprachenunterricht.
Österreich ist ein EIN-WAN-DER-UNGS-LAND, fashtest me?!
Besonders miserabel ist die Bildungspolitik im Innenministerium aufgehoben: Sie schreibt nicht nur Deutschpflicht fest, sondern schafft auch eine diffamierende Sprache gegenüber Asylsuchenden: “Asylmissbrauch”, “Scheinasylant_innen”, “Illegale” und als letzter Schrei “Ankerkinder”. Statt die Lebensbedingungen von Flüchtlingen zu thematisieren, hagelt es verbale Untergriffe.
Parallel dazu sieht sich Övustyria vom kulturellen Untergang bedroht: Koroška ist durch die Slowenisierung und ein paar zweisprachige Ortstafeln bereits todgeweiht. Nun ist wieder Viyana dran, muss wieder beschützt werden, diesmal ohne Stadtmauer – dafür mit Pflicht dort und Zwang da! Wehe wir bestellen unser Brot auf türkçe oder na našem und der_die Verkäufer_in wagt es, auf türkçe oder na našem zu antworten. Aufregung, Skandal, die Wiener Lebensart geht flöten!
Nix da! Wie Kärnten immer schon auch Koroška war, war Wien immer schon ein Stück Be?, Bech, Bécs, Dunaj, Víde?, Viena, und Viyana. Das Problem ist nicht die Vielfalt an Sprachen, sondern der Versuch des Regierens über Menschen mittels Sprache, mittels Sprachherabwürdigung, mittels Sprachaberkennung, mittels Sprachzwang, mittels Sprachzertifikaten.
Wir sprechen gerechtisch, lustisch, politisch und kämpfisch. Rozumiješ mi?
Wir lassen uns nicht eindeutschen. Wir sind hier und reden mehrsprachig! Auf der Straße mit Slang und eigenem Akzent, in der Arbeit gscheit, in der Schule gleich in mehreren Sprachen und wie wir es für angebracht halten, wie es uns passt. Weil es unser Recht ist und unsere Freude, und weil Sprache das Mittel ist, mit dem wir uns zur Wehr setzen!
Gleiche (Sprachen-)Rechte für alle!
Raise your voice!
Sprachstreik now!
(vorläufiges) PROGRAMM 1. März 2012 - Transnationaler Migrant_innenstreik
10-18H Centro Once. Frühstück, Streikküche, Ausstellung, Live-Musik in español, Schneiderg. 15a, 1110 Wien
12-14h Kundgebung Handelskai/Millennium City: Schwerpunkt Migration, Veranstaltung in vielen Sprach en, 1200 Wien
14H30-16H30 Kundgebung Stephanspl.: Schwerpunkt Flucht u. Asyl, Veranstaltung in Englisch u. Französisch , 1010 Wien
17-19H Abschlusskundgebung Viktor Adler Markt, Jam Session: Instrumente mitbringen! Universelle Sprache: Musik, 1100 Wien
18H30-22H Brunnenpassage, Hor 29. Novembar: öffentliche Chor-Probe/ Mitsingen Film zum Sprachstreik: Drei gegen Troja
(Roadmovie De/Tü) Sprachen: BHS , Türkisch , Deutsch . Yppenplatz/ Brunnengasse, 1160 Wien
19H-late: Abschlussfest im Planet 10 Pernerstorferg. 12, 1100 Wien Sprach en: Alle willkommen!
Außerordentliche Betriebsversammlungen in Jugendzentren und diverse Betrieben.