BLOOMSDAY 2012

Öffentlichkeit Ausstellung
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1 Termin im Archiv
bis Sonntag 1. Juli
16. Juni 2012 -
So 1. Juli 2012
19:00
BLOOMSDAY 2012
Cafe Club International C.I. Payergasse 14, 1160 Wien und Roter Salon gegenüber dem C.I.

Bezirksfestwochen Ottakring
BLOOMSDAY 2012
„ULYSSES in OTTAKRING“. Ein Literaturprojekt - auch in Bildern
Klaus AINEDTER / Walter CSUVALA / Nika FEIST / Sonja HENISCH / Bernd HÖFER / Heidrun KARLIC / Andrea PIERUS / Helga SCHWAIGER / Bernadette STUMMER / Christoph ÜBERHUBER
Lesung, Video-Collage, Vernissage. Ausstellung bis Juli 2012, täglich von 10-2 Uhr

Der Bloomsday in Ottakring – nun schon zum 4. Mal – diesmal mit dem Lokalkolorit des Brunnenviertels!

10 Künstlerinnen und Künstler, Autorinnen und Autoren sind der Frage nachgegangen, ob es theoretisch möglich gewesen wäre, Leopold Bloom 108 Jahre nach seinem Erscheinen im Roman „ULYSSES“ von James Joyce auf den Brunnenmarkt zu bekommen. Die vielfältigen Ergebnisse dieser fiktiven Spurensuche werden am 16. Juni im Club International präsentiert – in Form von Bildern, Texten und einer Video-Collage.

Seit 1954 wird der 16. Juni von Schriftstellern, Literaturwissenschaftlern und Lesern als Bloomsday gefeiert, in Würdigung des Romans „Ulysses“ des irischen Autors James Joyce, der in 18 Episoden Begebenheiten eines einzigen Tages (16. Juni 1904) in Dublin darstellt.

Seit 2009 gibt es den Bloomsday auch in Ottakring, am „16. 6. im 16.“. 2012 wird der spezifische Lokalkolorit des Brunnenviertels in seinen vielfältigen Ausprägungen mit einigen Kapiteln des berühmten Romans in Beziehung gesetzt, z. B.:
Lotophagen: Bloom beginnt seine Wanderung durch Dublin.
Lästrygonen: Bloom bekommt Hunger.
Symplegaden: Die (Alltags)-Erlebnisse unterschiedlicher Bürger von Dublin werden erzählt. Teilweise überschneiden und durchdringen sich diese Begebenheiten wie auch die Bewusstseinsströme der Protagonisten.

Nika Feist und Klaus Ainedter gestalten aus Elementen der Kapitel „Kalypso“ – Frühstück und Schweineniere – und „Lotophagen“ – Motiv der Blume – vier Bilder, in denen sie mittels Fotografie, Collage, Malerei und Text den Bogen zum Brunnenmarktgeschehen spannen und ihre unterschiedlichen Zugangsweisen zum Thema in diesen gemeinsamen Arbeiten vereinen.

Walter Csuvala verwendet als Basis seiner Bilder verfremdete, überarbeitete Fotos von Architekturdetails am Yppenplatz. „S.D.“ zeigt das öffentliche WC am Yppenplatz - ornamental beschwingt wie die Woge von Hokusai oder wie Stephen Dedalus, der den verschollenen Vater suchende junge Mann. „L.B.“ ist die Haustür der Adresse Payergasse 13. Sie trennt und verbindet gleichermaßen ein Innen und ein Außen. Sie verweist auf Leopold Bloom, den jüdischen Anzeigenakquisiteur ungarischer Abstammung. „M.B.“ zeigt ein Detail der Fassade des Hauses Payergasse 13. Die Formen erinnern an Molly Bloom, die Frau Leopold Blooms – erotisch, orientalisch und verwirrend - wie die Sirenen, Circe und Penelope in einer Person.

Sonja Henisch widmet ihren Text „Halil, Helal oder Haram?“ ihrer Wanderung von ihrem Viertel in Ottakring zum Brunnenmarkt, dem Einkauf von faschiertem Rindfleisch im türkischen Fleischerladen und den sich daraus ergebenden kulturellen Unterschieden.

Bernd Höfer liest ein Kapitel aus seinem noch unveröffentlichten Erzählband „Ein Haus voller Narren. Unter Künstlern, Gaunern und Migranten“. Die Geschichte des Protagonisten „Sen Ibrahim – ein Mann keiner Stunde“ stellt gewissermaßen auch eine Odyssee dar – allerdings ohne glückliche Wiederkehr.

Heidrun Karlic integriert in ihre beiden Collagen Zitate aus dem „Ulysses“ „What is better than to sit at the end of the day and drink wine with friends…” und „Think you’re escaping and run into yourself. Longest way round is the shortest way home” und verbindet sie mit entsprechenden Bildelementen, wie zum Beispiel Ausschnitte aus der Speisekarte eines irischen Pubs, in dem auch Ottakringer Bier ausgeschenkt wird. Darüber hinaus präsentiert sie auch Seidenschals in Grün und Blau, die farblich – Irland und Kalypso – einen Bezug zum Roman ergeben.

Andrea Pierus lässt in ihrem Text Luise, die Pfarrersköchin, wohnhaft in dem Haus in der Friedrich Kaiser Gasse, in dem sich einst das Ottakringer Settlement befand, über den Brunnenmarkt gehen. Durch einen geschickten Kunstgriff taucht dort plötzlich Leopold Bloom auf, der sich alsbald zum Blumenkohl mutiert in ihrer Einkaufstasche wiederfindet…

Helga Schwaiger erinnert sich in „Mein Bloomsday 2011“ an ihre persönliche Odyssee am 16. Juni im vergangenen Jahr, die nachts in ihrer Ottakringer Wohnung beginnt und nach einem ereignisreichen Tag mit vielen Stationen in Wien auch dort endet.

Bernadette Stummer nennt ihre Video-Collage “Cries of Sellers in the Street”. Darin spiegelt sich der Geist des „Ulysses“ – in Ottakring - wider – „im Gewirr des Alltags“ am Brunnenmarkt und im 16. Bezirk – „in der Dichte eines einzigen Tages“ als „Biotop von Außenräumen und Innenräumen“ und in der Vielfalt der Menschen, „die den ganzen Tag auf der Straße stehen“ oder „hinter Fenstern (im Bett liegend) ihrer ungestillten Sehnsucht nachhängen“. Diese Video-Collage als Momentaufnahme ist Ausgangsbasis für ein Langzeitprojekt, in dem Stummer analog zum zehnjährigen Schaffensprozess von James Joyce am „Ulysses“, den er am 2. Februar 1922 für beendet erklärt hatte, nun ihrerseits die Idee hat, seit dem 2. Februar 2012 „spielerisch-assoziativ (filmisch)“ mit der „Reise nach Innen“ zu beginnen und zehn Jahre lang jedes Jahr eine andere Schicht zu „entdecken“, um dann bis zum 2. Februar 2022 „alle entdeckten Schichten zusammenzuführen“.

Christoph Überhuber verwendet für sein Plakat ebenfalls ein Zitat aus dem „Ulysses“, das mit den Worten “Love loves to love love” beginnt. Da sich nicht „jede menschliche Angelegenheit“, wie James Joyce einmal sagte, „schwarz auf weiß“ beschreiben lässt, ist dieses Plakat bewusst bunt gehalten.

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