ANARCHIVIEREN
BILDPUNKT / Zeitschrift der IG Bildenden Kunst- Heftpräsentation mit Nora
Sternfeld und Jens Kastner am 25.11.2011 um 20 Uhr
Jeder Kanon schafft Ausschlüsse, alles Sammeln ist ein Privileg. Das
Archiv ist einer der Orte, an und in dem diese politisch problematischen
Prozesse stattfinden. Viele küstlerische Arbeiten der letzten Jahre
haben sich ihnen gewidmet. Das Archivieren ist aber auch ein Um- und
Neusortieren, das Installieren anderer Ordnungen. Es ist ein Aufheben,
an dem Hegel seine Freude gehabt hätte, d.h. es bewahrt und schafft
zugleich ab. Für den Zusammenhang von Kunstproduktion und sozialen
Bewegungen stellt sich die Frage, was verwahrt und geschützt werden muss
von der eigenen Geschichte, was muss überhaupt wie zum “Eigenen” gemacht
werden und was sollte oder müsste sich einer Überschreibung oder
Umschichtung ausetzen?
Mit dem Themenschwerpunkt “anarchiviern” ragt der BILDPUNKT nach
herrschaftskritischen Verfahren - die vereinende Vorsilbe wie in
Anarchie, der Abwesenheit von Herrschaft, deutet darauf hin - der
bewahrenden Aneignung und damit auch der Frage nach küstlerischen
Erinnerungs- und Geschichtspolitiken