Ut pictura poesis

Theorie Zeitgenössische Kunst Vortrag
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Mittwoch 28. Juni 2023
28. Juni 2023
Mi
18:00
Ut pictura poesis
Hörsaal 7, Schütte-Lihotzky

Vortrag von Bazon Brock
Die Darstellung eines Sachverhaltes ist schon eine Form der Erkenntnis

Seit 2000 Jahren werden die Tätigkeiten von Künstlern und Wissenschaftlern – eine protohumanistische Position – nicht im Erkenntnisinteresse unterschieden, sondern in der Erkenntnisstiftung durch Darstellung der Gegenstände des Interesses.

Wie beginnt man? Durch Rückerinnerung an die Arbeitsformen der Vorgänger. Das nennt man Wiederauferstehenlassen, französisch: Renaissance. Aber Renaissance ist kein Epochen-, sondern ein Strukturbegriff für die Bearbeitung der Frage: Wie kommt das Neue in die Welt? Generalisiert müssen wir also von Renaissancen sprechen und nicht von einem bestimmten historischen Geschehen.

Von Platons Behauptung, dass Erkenntnis durch eine Rückerinnerung an „Ideen“ (als Prototypen des Möglichen) gewonnen werde, über die Methodik der Memorialtheater (Beispiel Robert Fludd) bis zur Psychodynamik der Erinnerung nach Freud leiten sich die heutigen Bestimmungen für die Einheit der Welt jenseits der bekannten dialektischen Verfahren ab – also etwa die Einheit von Alt und Neu, die Bestimmbarkeit des Ewigen als Zeitform oder die zu seinem Wirken notwendige Menschwerdung Gottes.

Zwei Verfahren haben sich als besonders leistungsfähig erwiesen: Mathematik als naturwissenschaftliche Theologie und Embodiment/Verkörperungszwänge des Geistes, denn endlich ist neurophysiologisch erwiesen, dass es keinen unverkörperten Geist geben kann. Wissenschaftler und Künstler sind gleichermaßen kreativ in der Entwicklung von Verfahren des Embodiments. Gibt es unter diesen Verfahren eine Rangigkeit – historisch etwa als Paragone behaupte.

Bazon Brock, Denker im Dienst und Künstler ohne Werk, ist emeritierter Professor am Lehrstuhl für Ästhetik und Kulturvermittlung an der Bergischen Universität Wuppertal. Weitere Professuren an der Hochschule für bildende Künste Hamburg (1965–1976) und der Universität für angewandte Kunst, Wien (1977–1980). 1992 erhielt er die Ehrendoktorwürde der Eidgenössisch Technischen Hochschule, Zürich und 2012 die Ehrendoktorwürde der Hochschule für Gestaltung Karlsruhe. 2014 bekam er die Honorarprofessur für Prophetie an der HBKsaar, Saarbrücken und 2016 wurde ihm der Von der Heydt-Preis der Stadt Wuppertal verliehen. 2017 erhielt er das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst 1. Klasse. Er entwickelte die Methode des »Action Teaching«, bei dem der Seminarraum zur Bühne für Selbst- und Fremdinszenierungen wird. Von 1968 bis 1992 führte er in Kassel die von ihm begründeten documenta-Besucherschulen durch. Von 2010 bis 2013 leitete er das Studienangebot „Der professionalisierte Bürger“ an der HfG Karlsruhe. Rund 3000 Veranstaltungen und Aktionslehrstücke; zuletzt u.a. „Lustmarsch durchs Theoriegelände“ (2006, in elf Museen). Er repräsentiert das „Institut für theoretische Kunst, Universalpoesie und Prognostik“, und ist Gründer der Denkerei / Amt für Arbeit an unlösbaren Problemen und Maßnahmen der hohen Hand mit Sitz in Berlin (www.denkerei-berlin.de).

Veranstalter: TU Wien und Wolfgang Pauli Institut. Zusätzlich gefördert durch den WWTF.

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