Passenger Diaries – Workshop mit Jens Hauser

Theorie Zeitgenössische Kunst Workshop
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​ Workshop
​ 5 May 2022, 15:00–17:00

Passenger Diaries – Workshop mit Jens Hauser
Performative Research on Emergent Subjectivities in Trans-urban Space
Donnerstag, 5. Mai 2022, 15.00-17.00
AIL / Café Exchange
Georg-Coch-Platz 2, 1010 wien

Im Vorfeld zur Reserach Presentation Salon de Passage #3 – Gathering, Hunting, Cultivating: Green, welche am 6. Mai, 17:00, stattfindet.

Was ist grün? Sind wir grün? Ist das Pflanzliche überhaupt grün? Sind Algen Superfood, Umweltpest – oder beides? Ist Biodiesel grün? In diesem Workshop sammeln, jagen und kultivieren wir Grün, tragen absurde Alltagsobjekte zusammen, betreiben forensische Spurensicherung, werten sie systematisch aus und wagen eine neue Hybridkultur zwischen Natürlichkeit und Künstlichkeit, Gesundem und Toxischem, Erhofftem und Verlorenem.
Trotz seiner positiven Konnotationen von Lebendigkeit und Natürlichkeit wird Grün zunehmend auf seinen metaphorischen Gehalt reduziert und von materiellen, erkenntnistheoretischen und historischen Bezügen abgetrennt. Als solcher dient es dem fetischistischen Wunsch nach einer Hyperkompensation des vom Menschen verursachten Systemversagens. Die gute Absicht, Grün als Metapher für ökologisch nachhaltige Politik zu vereinnahmen, weicht einer unkritischen Haltung, mit der sich kapitalistische Mechanismen die Metapher aneignen und alles grüner machen.

Die Verkürzung, die durch die symbolische Übertreibung von Grün in unserer städtischen und ländlichen Umgebung entsteht, manifestiert sich in zahlreichen Paradoxien. Grün gestrichene Fahrradwege treffen auf monokulturelle „Grünflächen“, Hecken und Büsche als „grünem Beton“. Gebrauchsgegenstände werden grün, um das Künstliche natürlich erscheinen zu lassen – Mülltonnen, Stadtmöbel, Zäune, Kunstrasen. Auf dem Land werden Wiesen durch nicht-endemische Nadelbäume ersetzt, die Evergreens der intensiven Forstwirtschaft, während gleichzeitig sogar dort „grüner Tourismus“ gefördert wird, wo industrielle Sägewerke grün gestrichen sind. Während der grünste Wald nicht der vielfältigste ist, versuchen Methoden der schnellen Wiederaufforstung oft, die höchste CO2-Absorptions- und Sequestrierungskapazität zu erreichen, wodurch „grüne Wüsten“ auf Kosten der Biodiversität entstehen.

Jens Hauser, Medientheoretiker und Kunstkurator, sammelt und kultiviert Grün seit drei Jahrzehnten, und gibt Einsichten in die Jagd nach „Trophäen“.

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