Buchpräsentation und Gespräch: Sergej Eisenstein

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Freitag 25. Jänner 2019
25. Jän. 2019
Fr
19:00
Buchpräsentation und Gespräch: Sergej Eisenstein

Sergej Eisensteins Disney (2017) und Das Urphänomen Kunst (2018)

Gäste im Salon: Oksana Bulgakowa und Dietmar Hochmuth

In seinem theoretischen Lebenswerk Methode (1932-1948) suchte der sowjetische Regisseur Sergej Eisenstein nach Verbindungen zwischen archaischen Denkstrukturen und Kunstverfahren. Das umfangreiche Manuskript, dessen komplette Fassung (ca. 1560 Seiten) zum ersten Mal von dem Berliner Verlag PotemkinPress veröffentlicht wurde, gleicht einer fragmentarischen Enzyklopädie, deren Sinn sich aus der Montage von Texten, Zitaten, Tagebuchnotizen, Erinnerungen, fremden Briefen, Zeichnungen, Zeitungsausschnitten und sogar Wäscherechnungen ergibt. Der Autor bewegte sich zwischen den verschiedensten Disziplinen (Psychologie, Psychoanalyse, Anthropologie, Sprachwissenschaft, Ästhetik sowie Kunst-, Literatur-, Musik-, Theater- und Filmwissenschaft), aber auch Sprachen (Russisch, Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch).
Übersetzungen der Teile aus dieser Ausgabe (ins Deutsche und ins Englische) erschienen und erscheinen nach und nach in Einzelausgaben. Zwei davon, Disney (2017) und Das Urphänomen Kunst (2018) werden am 23. Januar im Belvedere 21 vorgestellt. Wenn Sie wissen wollen, was die Bewegung eines Huhns mit der Entwicklung der Handlung im Melodrama gemein hat, die Manier Manets und Zolas mit dem Sehen der Spinne, Goethes Auslegung der Gestensprache von Teilnehmern an Leonardos Abendmahl mit Balzacs Neigung zu Geheimgesellschaften, die Bisexualität der Götter mit der Mysogenie von Meisterdetektiven, die Filmmontage mit der Familie der Plattwürmer und dem Osiris-Mythos und wodurch sich die metonymische Situation bei Shakespeare von der metaphorischen bei Chesterton unterscheidet, müssen diese Bücher lesen. Auf der Suche nach dem Urphänomen der Kunst und einer Erklärung für Disneys unwiderstehliche Wirkung bewegt sich Eisenstein vom Zirkus zu Bach, von dort aus zu Fântomas, Sherlock Holmes und Ellery Queen, sieht er in Mark Twain einen Doppelgänger Dostojewskis und untersucht Rhythmus, Bewegung, Komposition in der Malerei, die Sprache der Gegenstände bei Swift und das konkrete Denken bei Tolstoi, sein Fiasko in Hollywood und Ben Jonson, als dessen Doppelgänger er sich selbst sieht.

Oksana Bulgakowa, Professorin für Filmwissenschaft und -geschichte an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz und z.Zt. Senior Fellow am ifk Wien, ist eine in Moskau geborene Wissenschaftlerin, die seit Ender 70er Jahre in Berlin lebt. Sie hat zahlreiche Bücher über das russische und deutsche Kino verfasst und herausgegeben; Filme gemacht (u.a. Die verschiedenen Gesichter des Sergej Eisenstein/1998, zusammen mit Dietmar Hochmuth), Ausstellungen kuratiert und Multimediaprojekte entwickelt (die Webseite The Visual Universe of Sergei Eisenstein, Daniel Langlois-Foundation, Montreal/2005, und die interaktive DVD Factory of Gestures. Body Language in Film, Stanford Humanities Lab/2008).

Dietmar Hochmuth, geboren 1954 in Berlin, damals DDR; studierte Filmregie in Moskau, drehte als Regisseur und Autor drei Kinospielfilme bei der DEFA in Babelsberg und später ca. 25 Dokumentarfilme, hauptsächlich fürs Fernsehen (arte, ZDF, 3sat, NDR, SR, ORB). In Ergänzung zum Filmemachen lehrte an verschiedenen Filmhochschulen, Fachhochschulen und Universitäten und ist als Autor, Übersetzer, Herausgeber und Verleger (www.PotemkinPress.com) tätig

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