MARIE-LUISE ANGERER (DE)
Lecture
Im Tanz (Bewegung, Formgestaltung, Verzerrung) ist der Körper ein Prototyp, in dem Vorstellungen von Macht, Freiheit, Widerstand, Fetisch und Identität zusammentreffen und aufeinanderprallen. In die kleinen und kleinsten Bewegungen des Körpers hinein ist jedoch strukturell, technisch, vielleicht sogar geistig ein Augenblick des Aufschubs eingeschrieben. Es handelt sich dabei um eine fehlende Zeitspanne, die manchmal als leer, manchmal als allzu voll definiert wird, die aber derzeit als Zone des Affektes in Theorie und Praxis gilt (von der Kunstwelt bis zu den Laboratorien der pharmazeutischen und Bewusstseins-Industrien). In diesem Sinn kann die bewegte Struktur der „choreografierenden Dinge” als ein Diagramm beschrieben werden, in dem bewegte und sich bewegende Körper in einem Spannungszustand gehalten und von der Kraft der Übersetzung immer wieder verschoben und wiederholt werden.