Die Debatten über die aktuelle Medienrevolution, zumal über das künftige Verhältnis zwischen papiergebundenen Medienformaten und elektronischen Formaten, leiden unter der verkürzten Wahrnehmung der Medienrevolution der Frühen Neuzeit. Wie auch immer die Prognosen ausfallen, eines scheint gewiss: Die Welt, die wir hinter uns zu lassen beginnen, ist die Gutenbergwelt. Schon ihr Begriff, zu dessen Popularisierung die Medientheorie Marshall McLuhans maßgeblich beigetragen hat, signalisiert, dass der perspektivische Fixpunkt ihrer Wahrnehmung die Druckerpresse ist. Die allgegenwärtige rhetorische Opposition von Buch(Herkunftswelt) und Netz (Zukunft) entspringt dem gängigen Bild der Gutenbergwelt. Die darin enthaltene Marginalisierung des Papiers als eine Art Benzin der Druckerpresse lässt sich innerhalb dieses Standardmodells nicht aufheben. Ausgangspunkt einer Medientheorie des europäischen Papiers kann nur die Einsicht sein, dass bei der Einführung der Druckerpresse zwei Medienmiteinander fusionieren, die jeweils ihre eigene Logik haben: Presse und Papier. Weder das Buch noch die Druckerpresse sind daher ihr perspektivischer Fixpunkt, sondern die technologische Grundeinheit des Papiers selbst: das Blatt.
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Vortrag Lothar Müller: Das Blatt und das Netz. Überlegungen zu einer Medientheorie des Papiers