ephemeropteræ 7: Paul Feigelfeld & Gregory Castera
Freitag, 04. September 2015 - 19:00 Uhr
TBA21/Augarten
PARANEULAND?DARK CLOUDS, DEEP DREAMING, SPECULATING SPECS OF DUST
In seinem Vortrag spürt Paul Feigelfeld der Evolution von Medien, Technologie und Kypernetik vom alten China über das Barock bis heute nach und erforscht die unterschiedlichen Materialien, ökonomischen und politischen Lagen, die Biologien und Geologien, welche die Konstellationen der Realität erzeugen. Die gegenwärtigen Paradigmen von Cloud Computing, Darknet, Deep Learning Machines, allgegenwärtigen Computern und Funktionswerkstoffen (smart materials) sind die Vorboten einer nahen Zukunft, in der Technologie organisch und daher evolutionär und intelligent wird. Dem Schall kommt dabei eine signifikante Rolle zu: In der Differenz zwischen der gesprochenen und der geschriebenen Sprache und ihren Systemen, in den Neuronen, die nach den Saiten der griechischen Kithara benannt sind, in unsterblichen Stimmen aus dem Grab auf Edisons ersten phonographischen Aufnahmen, in den Frequenzen von Radioübertragungen, Mikroprozessoren und Screens oder im Kommunikationssystem von Schleimpilzen und Pflanzen stellen Sound und Schall Realität dar, und doch verlassen wir uns noch immer auf unsere Augen.
GRÉGORY CASTÉRA (Council)
TACET, OR THE COCHLEAR VERTIGO
Council wurde 2013 von Grégory Castéra and Sandra Terdjman als künstlerische Institution gegründet. Getragen von einem Netzwerk, das an Kunst, Wissenschaft und soziales Engagement angebunden ist, vereint Council heute künstlerisches Forschungslabor (The Inquiries), ein Programm für die Produktion von Kunstwerken mit der Möglichkeit einer Mitgliedschaft. Council agiert langfristig und international und passt seine Struktur den Erfordernissen seiner Aktivitäten an. In Übereinstimmung mit diesen Konditionen versucht Council Situationen zu beobachten, in denen die menschliche Natur nachgeprüft wird, und mit radikaler Andersartigkeit zu experimentieren. ?Die Art und Weise, wie ich den anderen nicht verstehe, unterscheidet sich von jener, wie er mich nicht versteht.? Im aktuellen Council-Projekt Tacet, or The Cochlear Vertigo beschäftigt sich Grégory Castéra mit der Vielfalt des Hörvermögens. Das Projekt, das 2013 initiiert wurde, entstand aus der Begegnung und den Erfahrungen mit einer Schule für taube und schwerhörige Kinder in Schardscha (Vereinigte Arabische Emirate) und hat es sich zum Ziel gesetzt, neue Dimensionen des Hörens zu erschließen, indem es Geräuschwahrnehmung unter tauben Menschen erforscht. Der Aufsatz spürt der Geschichte der Forschungen von Council durch schriftliche Aufzeichnungen und Interviews nach, durch Reproduktionen von Texten und Auftragsarbeiten sowie Kunstwerken, die eigens für die Online-Ausstellung entstanden sind. Der Essay wird regelmäßig aktualisiert und erweitert und mit einer Ausstellung, die für 2016 geplant ist, abgeschlossen. Im Verlauf des Forschungsprojekts wurden zwei künstlerische Produktionen entwickelt: eine choreographische Arbeit von Noé Soulier und Jeffrey Mansfield sowie eine Soundinstallation von Tarek Atoui.
http://www.houseofcouncil.org