Kerstin von Gabain / Zwischeninventur / Minda Andren

Donnerstag, 12. März 2015 - 19:00 Uhr

Büro Weltausstellung

BÜRO WELTAUSSTELLUNG
Praterstraße 42/Stiege1/Mezzanin, 1020 Wien

12. März 2015, 19 Uhr

Zeichnung / Drawing #6
KERSTIN VON GABAIN: The Art Gallery of Rogues

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KUNSTRAUM AM SCHAUPLATZ
Praterstraße 42/Hof 2/rechts, 1020 Wien

12. März 2015, 19 Uhr

ZWISCHENINVENTUR

Matthias Buch, Cut&Scrape, Martin Grandits, Jakob Lena Knebl, Michi Lukas, Rita Novak, Mario Nubauer, Panos Papadopoulos, Begi Piralishvili, Alexander Ruthner, Nino Sakandelidze, Björn Segschneider, Lilli Thießen, Sophie Thun, Sofia Touboura, Pavlos Tsakonas u.a.

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DISPLAY WINDOW
Praterstraße 42/Durchgang, 1020 Wien

12. März 2015, 19 Uhr
Ausstellungsdauer: 13. - 27. März 2015

MINDA ANDREN



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bat­man do­mesti­cus

wie­so heisst bat­man ei­gent­lich nicht mou­se­man wo er doch viel mehr ei­gen­schaf­ten mit der ge­wöhn­li­chen haus­maus als mit fle­der­mäu­sen ge­mein­sam hat? er ver­fügt zwar über eine höh­le, be­wohnt die­se aber nicht, son­dern nutzt sie nur als ver­steck in das er sich bei ge­fahr zu­rück­zieht ähn­lich ei­ner maus die sich in ihr loch ver­kriecht. ge­nau­so­we­nig schläft er dort von der de­cke hän­gend, son­dern tut dies in ei­ner vil­la in ei­nem war­men bett. wer schon mal ein mäu­se­pro­blem hat­te weiss nur all zu gut, dass sich die­se tie­re mit vor­lie­be in bet­ten, de­cken und pölstern ein­nis­ten. fle­der­mäu­se hin­ge­gen hal­ten ihre kör­per im schlaf ge­gen­sei­tig warm und sind des­halb auch meist in grö­ße­ren grup­pen an­zu­tref­fen und in scha­ren un­ter­wegs. bat­man aber ist ein­zel­gän­ger. er kann auch nicht ak­tiv flie­gen. mit sei­nem um­hang glei­tet er nur durch die luft, denn er hat ja we­der flü­gel bzw. flug­häu­te so wie fle­der­mäu­se noch ver­fügt er über über­mensch­li­che kräf­te wie etwa su­per­man. er tut eben nur so als könn­te er flie­gen, ähn­lich ei­ner maus mit fall­schirm. das wich­tigs­te merk­mal aber das we­der bat­man noch die haus­maus mit fle­der­mäu­sen ge­mein ha­ben sind de­ren fang­zäh­ne und das da­mit ver­bun­de­ne blut­sau­gen. ob­wohl nur die we­nigs­ten fle­der­maus­ar­ten tat­säch­lich blut trin­ken hat sich das bild von der fle­der­maus als vam­pir in un­se­rer kul­tur doch so weit eta­bliert, dass man auch im fall von bat­man da­von aus­ge­hen muss, dass sich ei­nem je­den die­se as­so­zia­ti­on frü­her oder spä­ter auf­drängt. wenn bat­man aber dem na­men nach eine fle­der­maus ergo ein vam­pir ist, war­um hat er dann alle ei­gen­schaf­ten ei­ner harm­lo­sen, klei­nen haus­maus und kei­ne der blut­sau­gen­den, in­fek­tiö­sen fle­der­mäu­se/?vam­pi­re? die ant­wort auf die­se fra­ge ist ein­fach: weil bat­man ein vam­pir ist, der sich als maus aus­gibt.
bru­ce way­ne, der mann hin­ter der mas­ke, ist nicht nur wohl­ha­bend, er ist so­gar mul­ti­mil­lio­när. der le­ser er­fährt zwar nur am ran­de, dass er die­ses ver­mö­gen von sei­nen el­tern, de­ren er­mor­dung er als kind mit­er­le­ben muss­te, ge­erbt hat und dass er auf­grund die­ses trau­mas sein le­ben dem kampf ge­gen das or­ga­ni­sier­te ver­bre­chen wid­met, die­se spär­li­chen in­for­ma­tio­nen rei­chen aber voll­kom­men aus um ihn nicht nur als ver­tre­ter des ame­ri­ka­ni­schen geld­adels (vain, ei­tel) son­dern so­gar als an­ge­hö­ri­gen des eu­ro­päi­schen hoch­adels (ro­bert the bru­ce) zu iden­ti­fi­zie­ren. der um­stand, dass sei­ne el­tern zu­erst durch ge­schick­te im­mo­bi­li­en­spe­ku­la­tio­nen zu enor­mem reich­tum ge­langt sind, in wei­te­rer fol­ge aber ei­nes ge­walt­sa­men to­des ster­ben muss­ten, lässt au­ßer­dem nicht nur ra­schen zwei­fel am vor­der­grün­dig harm­lo­sen image vom mil­lio­nen­er­ben als phil­an­trop und play­boy auf­kom­men, son­dern legt viel mehr noch die ver­mu­tung nahe, dass bru­ce way­ne selbst eine zen­tra­le fi­gur eben je­nes or­ga­ni­sier­ten ver­bre­chens sein könn­te wel­ches er in der ver­klei­dung als bat­man zu be­kämp­fen vor­gibt. ge­nau­so wie man fle­der­mäu­se mit vam­pi­ren gleich­setzt tut man dies doch auch mit vam­pi­ren und ade­li­gen (graf dra­cu­la). auch wenn er kei­nen adels­ti­tel trägt so be­wohnt er doch eine art schloss, be­schäf­tigt ei­nen but­ler nach bri­ti­schem vor­bild (al­fred) und ist auf kei­ner­lei ar­beit im sin­ne ei­nes brot­er­werbs an­ge­wie­sen. statt­des­sen ver­bringt er den groß­teil sei­ner zeit mit ro­bin (rot­kehl­chen), ei­nem jün­ge­ren spiel­ge­sel­len glei­chen ge­schlechts. man er­in­ne­re sich in die­sem zu­sam­men­hang an die les­bi­sche lie­be und das aris­to­kra­ti­sche mi­lieu in jo­seph she­rid­an le fa­nus "car­mil­la" aus dem jah­re 1871, dem ei­gent­lich ers­ten mo­der­nen vam­pir­ro­man. egal ob man in der fi­gur des bru­ce way­ne nun eher den ka­pi­ta­lis­ti­schen aus­beu­ter oder den aris­to­kra­ti­schen blut­sau­ger se­hen will, die par­al­le­len sind nicht von der hand zu wei­sen.
jetzt bleibt nur noch die fra­ge zu klä­ren war­um die au­to­ren ihr pu­bli­kum denn der­art hin­ters licht zu füh­ren ver­su­chen soll­ten bzw. war­um von je­nem die vie­len mehr oder we­ni­ger ein­deu­ti­gen hin­wei­se auf den wah­ren in­halt der ge­schich­te meist nicht rich­tig ge­le­sen wer­den wol­len. vor­der­grün­dig könn­te man mei­nen, es hand­le sich bei den bat­man co­mics vor al­lem um eine be­son­ders raf­fi­nier­te und sub­ti­le art der pu­blic re­la­ti­ons im sin­ne eben je­ner ge­sell­schaft­li­chen eli­te, die um karl kraus zu pa­ra­phra­sie­ren "vor­gibt die hei­lung für jene krank­heit zu sein die sie selbst ver­ur­sacht". dies wür­de auch er­klä­ren war­um der su­per­rei­che bru­ce way­ne in die rol­le der ar­men, klei­nen bat­man-maus schlüpft, die sich selbst­los und tap­fer, dem da­vid im kampf ge­gen go­li­at gleich, zum schutz der ar­men und ver­folg­ten ei­nem über­mäch­ti­gen geg­ner na­mens "or­ga­ni­sier­tes ver­bre­chen" im­mer wie­der aufs neue ent­ge­ge­stellt. der tä­ter wird hier nicht nur zum op­fer sti­li­siert, son­dern in wei­te­rer fol­ge so­gar noch als held ge­fei­ert. es fin­det also nicht nur eine tä­ter-op­fer-um­kehr statt, die lüge vom "ar­men tä­ter" wird durch des­sen my­tho­lo­gi­sie­rung so­gar noch ge­gen jede kri­tik qua­si im­mu­ni­siert. der ober­fläch­li­che le­ser wird des­halb ge­nau­so­we­nig auf die idee kom­men (wol­len), dass sein held bat­man in wahr­heit der ober­gangs­ter bru­ce way­ne ist, wie etwa der bra­ve ka­tho­lik auf die idee kom­men wird (wol­len), dass sich hin­ter der wohl­tä­ti­gen fas­sa­de der kir­che eine kaum vor­stell­ba­re raff­gier und macht­ver­ses­sen­heit ver­birgt die buch­stäb­lich über lei­chen geht. die gren­ze zwi­schen selbst­be­trug und fremd­be­trug ist eben eine flie­ßen­de. ab­schlie­ßend wol­len wir uns noch kurz je­ner me­ta­ebe­ne zu­wen­den, die die mög­lich­keit ei­ner sol­chen "ver­schwö­rung" nicht nur nicht aus­schließt, son­dern die­se so­gar vor­aus­setzt. eine ver­schwö­rung in die­sem zu­sam­men­hang ist ja nichts an­de­res als die un­merk­li­che ab­spal­tung ei­nes teils der ge­sell­schaft vom rest und zwar durch das mit­tel der ge­heim­hal­tung bzw. der ver­drän­gung. die­ser schat­ten, die­ses al­ter ego, die­ser dop­pel­gän­ger oder wie auch im­mer man den ver­ges­se­nen, ver­bor­ge­nen, ver­dräng­ten teil nen­nen will hat aber nur so­lan­ge ein ei­gen­le­ben und steht in kon­kur­renz zum rest so­lan­ge die­se spal­tung des sub­jekts bzw. der ge­sell­schaft in eben ei­nen gu­ten, of­fe­nen teil und ei­nen bö­sen, ver­schlos­se­nen teil in dem maße auf­recht er­hal­ten bleibt, in dem bei­de as­pek­te ihre grund­sätz­li­che ein­heit nicht als sol­che er­ken­nen kön­nen. auf die ge­schich­te von bat­man über­tra­gen soll das heis­sen, dass so­lan­ge bat­man/?bru­ce way­ne nicht ein­se­hen will, dass er sich im jo­ker selbst ge­gen­über steht, so wie im ridd­ler sei­nem freund ro­bin oder im pin­gu­in sei­nem but­ler al­fred, so­lan­ge wird er die­se be­kämp­fen und von die­sen be­kämpft wer­den. des ei­nen hel­den sind des an­de­ren schur­ken und um­ge­kehrt. wo eine vil­la ist, da ist ein vil­lain nicht weit ent­fernt.


wien, märz 2015
jo­hann neu­meis­ter

an­mer­kung der re­dak­ti­on: der text spie­gelt die in­ter­pre­ta­ti­on des au­tors nicht
aber die der künst­le­rin wie­der

Termin

hAmSteR Events
Eröffnung, Kerstin von Gabain, Zeichnung, Gruppenausstellung, Minda Andren
Donnerstag, 12.03.2015 19:00
bis Freitag, 27.03.2015
Büro Weltausstellung
Praterstraße 42
1020 Wien
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