Chto Delat / Peter Bartos

Donnerstag, 20. November 2014 - 19:00 Uhr

secession

Chto Delat
Time Capsule. Artistic Report on Catastrophes and Utopia
21. November 2014 – 25. Jänner 2015

Mit der Ausstellung Time Capsule. Artistic Report on Catastrophes and Utopia reagiert Chto Delat auf die aktuelle Lage in Russland, die Krise in der Ukraine und die daraus resultierende Gefahr eines neuerlichen Kalten Krieges. Zusammen mit den AbsolventInnen ihrer 2013 gegründeten Schule für engagierte Kunst in St. Petersburg liefert das Kollektiv mit der knapp einstündigen Vier-Kanal-Videoinstallation The Excluded. In a Moment of Danger eine Reflexion auf die eigene „Ausgesetztheit“ und Ratlosigkeit.

Anstelle der bisher für die Filme von Chto Delat charakteristischen dialektischen Form treten offene Erzählstrukturen und die Suche nach einer neuen Sprache, die der zugespitzten politischen Situation in Russland gerecht wird. Der Film ist in 12 Kapitel aufgeteilt und beginnt mit einer zeitlichen und räumlichen Koordinatenbestimmung der PerformerInnen. Sie beziehen sich dabei auf Ereignisse wie die Blockade Leningrads im 2. Weltkrieg und den Abschuss des Passagierflugzeugs über der Ukraine im Sommer dieses Jahres – aktuelle wie auch historisch wichtige Momente dienen als Anhaltspunkte für eine subjektive Beschreibung des Ist-Zustandes. Die Rolle sozialer Medien in der heutigen Gesellschaft und insbesondere für politische Aktionen und Protestbewegungen wird ebenso thematisiert wie die Entwicklung junger Menschen zu politischen und selbstverantwortlichen Subjekten. Die formale Entscheidung, erstmals mit einer Vier-Kanal-Videoinstallation zu arbeiten, vermittelt die Heterogenität der Stimmen und stellt eine visuelle Entsprechung zum empfundenen Chaos dar.

Chto Delat (Was tun?) ist ein 2003 in St. Petersburg gegründetes Kollektiv, das Künstler, Kritiker, Philosophen und Schriftsteller aus St. Petersburg und Moskau zu seinen Mitgliedern zählt. Die Gründung ergab sich aus der dringenden Notwendigkeit, politische Theorie, Kunst und Aktivismus miteinander zu verknüpfen. Zu den Aktivitäten des Kollektivs gehören Kunstprojekte, Seminare und Öffentlichkeitskampagnen; die Palette der Produktionen reicht von Videos und Theaterstücken bis hin zu Radiosendungen und Wandbildern. Außerdem veröffentlicht das Kollektiv die zweisprachig russisch-englische Zeitung Chto Delat?, die Fragen rund um Kultur und Politik im internationalen Kontext behandelt.

Eingeladen vom Vorstand der Secession
Kuratorin: Bettina Spörr


PETER BARTOŠ
Situations 1945 – 2014
21. November 2014 – 25. Jänner 2015

Peter Bartoš gehört zu den frühen Vertretern der Konzept- und Aktionskunst in der Slowakei. Ausgehend von der Erforschung der Malerei als Prozess realisierte er in den späten 1960er-Jahren Aktionen, in denen Farben auf verschiedene Bildträger gegossen oder Raster aus Materialien wie Asche, Staub, Kreidepulver oder Torf auf die Straßen und Plätze Bratislavas gestreut wurden. Im Zentrum seines Interesses standen die physikalischen Eigenschaften der Materialien, das Temporäre und Prozesshafte und die Möglichkeiten der Transformation der Materie durch Akkumulation oder Dispersion.

Eine wichtige Inspirationsquelle für Bartoš ist die Natur. In zahlreichen seiner konzeptuellen Arbeiten, die er oft über Jahrzehnte hinweg fortschreibt und weiterentwickelt, verknüpft er Fragen der ökologischen Planung und Landschaftsgestaltung mit solchen nach Freiheit und Privatheit im Zusammenhang mit (staatspolitischen) Grenzen. Mehrfach arbeitete er mit lebenden Tieren, beispielsweise 1971 in der Aktion Vypúšt'anie holubov na slobodu [Freilassen der Tauben], die im Kontext der damaligen Isolation des Landes zu lesen ist.

In der für die Secession konzipierten Ausstellung Situations 1945 – 2014 präsentiert Bartoš erstmals sein vielschichtiges Lebenswerk, das er in Form von Fotokopien chronologisch aufgearbeitet hat. Im Sinne von Anti-Kunst versteht er die Fotokopie dabei gleichermaßen als Werk und als Mittel der Aufzeichnung und Distribution für seine Konzepte.

Peter Bartoš, 1938 geboren in Prag, lebt und arbeitet in Bratislava.

Eingeladen vom Vorstand der Secession
Kuratorin: Annette Südbeck



**** ERÖFFNUNG PRODUKTIONSBEDINGT VERSCHOBEN AUF 22.11.
Renata Lucas
22. November 2014 – 25. Jänner 2015

Renata Lucas untersucht in ihren Arbeiten, wie die gebaute Umgebung soziale Beziehungen und Handlungen beeinflusst. In ortsspezifischen Interventionen manipuliert sie die bauliche Struktur, um gesellschaftlich definierte Räume und deren Nutzung zu dekonstruieren und neue, spielerische Möglichkeiten zu erproben. Dabei werden mitunter die Begriffe von privat und öffentlich, von innen und außen oder von Geschichte und Gegenwart zur Diskussion gestellt.

Den Eingriffen, die stets auf dem persönlichen Zugang der Künstlerin zum jeweiligen Ort basieren, gehen umfangreiche Recherchen und oft auch komplexe Verhandlungen voraus. Mittels der Methoden der Hinzufügung, Verdoppelung oder Überlagerung entwirft Renata Lucas subtile Veränderungen, die eine alternative Wahrnehmung eines Ortes anbieten. Für Cruzamento beispielsweise verlegte Lucas 2003 auf einer Straßenkreuzung in Rio de Janeiro einen zweiten Boden aus Sperrholzplatten. Das Aufschlagen der lose verlegten Platten beim Befahren oder Betreten verlieh der visuell eher unscheinbaren Intervention eine starke akustische Komponente. Lucas schuf damit eine temporäre Bühne, auf der die jeweils anwesenden FußgängerInnen und AutofahrerInnen mehr oder weniger bewußt agieren konnten. Die hier benutzten Sperrholzplatten recycelte die Künstlerin für ihre Installation Falha (2003/07). Mit Scharnieren versehen, wurden sie als räumliches Element, das von BesucherInnen verändert werden konnte, über den Boden eines Galerieraums in Los Angeles gelegt.

Auch in der Secession sind die vorgefundenen räumlichen Gegebenheiten im Souterrain Ausgangspunkt für Renata Lucas' Überlegungen. Hier sind Verbindungen von Innen- und Außenraum beschränkt und daher als Fluchtwege ausgezeichnet, der Grundriß erscheint verwinkelt, fragmentiert. In der ortsspezifischen Arbeit werden BesucherInnen mithilfe eines Handlaufs, der sich mühelos in den Bestand einfügt und daher nur subtil als Hinzufügung wahrgenommen wird, die Räume entlanggeleitet zu jenem Punkt, an dem sich die Fluchtwege kreuzen. In einem zweiten Projekt entwickelt Lucas einen Fluchtplan, namentlich für die 1945 erstmals veröffentlichte Geschichte Plan de evasión [Fluchtplan] von Adolfo Bioy Casares. Die von der Künstlerin in sechs Kapitel unterteilte Erzählung findet auf unerwartete Weise einen Weg zu ihren LeserInnen, ihrer Außenwelt, indem der Text sich quasi parasitär in andere Bücher schmuggelt. Renata Lucas, geboren 1971 in Ribeirão Preto, Brasilien, lebt und arbeitet in Rio de Janeiro.

Eingeladen vom Vorstand der Secession
Kuratorin: Jeanette Pacher

Termin

eSeL's Neugierde
VAW, Eröffnung, Chto Delat, Peter Bartos
Donnerstag, 20.11.2014 19:00
bis Sonntag, 25.01.2015
secession
Friedrichstraße 12
1010 Wien
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