In Memoriam Florian Flicker

Dienstag, 11. November 2014 - 20:30 Uhr

Metro Kinokulturhaus

Eröffnungsfilm:
SUZIE WASHINGTON
Ein Film von Florian Flicker, A 1998
87 Minuten, 35mm, Farbe, dt. OF


»Ich will keine Marke sein«

Die obligat banalen Floskeln blieben aus, der Schock und die tiefe Betroffenheit innerhalb der Branche waren echt, als im August 2014 in einem für die österreichische Filmindustrie so verlustreichen Jahr der Tod von Florian Flicker gemeldet wurde. In den Nachrufen sortierte man Lebensdaten, berufliche Fakten, Filmtitel und glitt dabei auffallend
früh in persönlich beeindruckende Begegnungen mit dem Regisseur ab. Gesprächspartner erinnerten sich an die Pausen, die er vor Antworten machte, an das Nachdenken vor bewusst gewählten Sätzen, wenn ein fast schüchternes Lächeln seine Lippen umspielte. Ein Filmemacher, der sich weniger mit der Inszenierung seiner eigenen Persönlichkeit, sondern der seiner Projekte beschäftigte.
Einer, der sich seinen Beruf buchstäblich selbst erarbeitet hatte. Eine Filmschule besuchte Flicker nicht als Schüler,
sondern erst bereits als Lehrbeauftragter. Geboren 1965 in Salzburg, lernte er als 19-Jähriger während der Besetzung der Hainburger Au den Schauspieler Hubsi Kramar kennen, der ihn als Regieassistent bei Theaterprojekten beschäftigte. Zum Theater meinte Flicker: »Autorität und Macht der Filmkamera sind weg, was bleibt, ist die inhaltliche Auseinandersetzung, das Ringen um den richtigen Ausdruck, den richtigen Ansatz, der das Publikum inhaltlich und emotional einfängt, also das Wesentliche.« Flicker drehte Kurzfilme und 1993 sein Spielfilmdebüt HALBE WELT. Nach dem künstlerisch größten Erfolg SUZIE WASHINGTON (1998) folgte 2000 der einträglichste mit DER ÜBERFALL.
Flickers Reaktion darauf war bezeichnend: »Wenn man einen kommerziell erfolgreichen Film gemacht hat, wird man in Österreich schnell einer Trademark zugeordnet, die man fortan bedienen sollte, und das birgt die schleichende Gefahr, sich zu wiederholen. Deshalb will ich diese Erwartungshaltung nicht erfüllen, ich will keine Marke sein.« Sein nächster Film wurde die Dokumentation NO NAME CITY (2006). »Beim Spielfilm musst du Glück haben mit dem Drehbuch und der Besetzung, und beim Dokumentarfilm musst du Glück haben mit der Realität.«
In seiner eigenen wurde er mit einer lebensbedrohenden Krankheit konfrontiert, gegen die er ankämpfte,
nicht zuletzt durch disziplinierte Arbeit und Zukunftspläne. Mit seinen Worten klang das so: »Was ich gern machen würde, wäre wieder ein Film. Alles andere ist sekundär.« Auf Zeilen wie »Endlich wieder ein Florian Flicker-Film«, wie GRENZGÄNGER 2012 begrüßt wurde, wird man seit dem August dieses Jahres vergeblich warten. Der ihm zuerkannte österreichische Kunstpreis für Film 2014 muss postum verliehen werden, zwei geplante Filmprojekte können nicht mehr von ihm realisiert werden. Menschliche Verluste sind unersetzbar, einen Filmemacher überdauert, wofür er gelebt hat: Sein Werk. Das Filmarchiv Austria würdigt Florian Flicker mit einer Retrospektive seiner Spielfilme. Normalerweise ist es angebracht, sich bei Respektsbezeugungen zu erheben. In diesem speziellen Falle ist es der Sache dienlicher, Platz zu nehmen. In einem Sessel des Metro Kinos

Günter Krenn

Termin

Flimmer Ratte
Florian Flicker, Kino, Schiene
Dienstag, 11.11.2014 20:30
bis Samstag, 29.11.2014
Metro Kinokulturhaus
Johannesgasse 4
1010 Wien
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