Marilá Dardot, Frank Thiel

Dienstag, 30. September 2014 - 19:00 Uhr

Galerie Krinzinger

Marilá Dardot , Minha biblioteca vienense (Detail), 2014, Installation mit 11 Buchcovern, Courtesy Galerie Krinzinger, Wien Marilá Dardot , Minha biblioteca vienense (Detail), 2014, Installation mit 11 Buchcovern, Courtesy Galerie Krinzinger, Wien
Marilá Dardot – Hier

Am 30. September 2014 eröffnet die Galerie Krinzinger in der Seilerstätte 16, 1010 Wien, die Ausstellung der brasilianischen Künstlerin Marilá Dardot mit dem Titel „HIER“. Auf Einladung von Ursula Krinzinger und den beiden KuratorInnen Adriano Pedrosa und Luisa Duarte nahm Marilá Dardot einige Wochen am Artist-in-Residence-Programm von Krinzinger Projekte teil. Nun präsentiert sie die Arbeiten, die während ihres Wien-Aufenthalts entstanden sind.

Marilá Dardot entwickelte neben anderen Projekten eine Serie von Arbeiten, die Bücher und Schrift bzw. Sprache als formale und konzeptuelle Inputs gebraucht. 2004 begann sie eine archivarische Sammlung des Wortes „Silence“, das ihr beim Lesen von Büchern, Zeitschriften und anderen Drucksorten auffiel, als Versuch die verschiedenen Bedeutungen des Wortes zusammenzutragen. „Silence has always intrigued me, perhaps because I am actually a silent person. Here in Brazil it seems strange to be quiet, it makes people uncomfortable.“ Die in der Ausstellung gezeigte Arbeit Silences besteht aus 5 verschiedenen Übersetzungen dieses Wortes: Stille, Ruhe, Schweigen, Stillschweigen und Schweigsamkeit. Die verschiedenen Bedeutungen wurden mittels alten Holz-Typographen jeweils auf recyceltes Papier gedruckt.

Marilá Dardots Ouvre kennzeichnet sich auf verschiedenen Ebenen durch die Zusammenarbeit mit anderen Künstlern und die Bezugnahme auf Intellektuelle und Schriftsteller aus. „I’ve never created anything on my own. My work usually relates either to an author, a book, a work of art, sometimes to visitors at the exhibition: there is always an Other at some stage of the process.“ Während Ihres Residency-Aufenthalts bei Krinzinger Projekte, sammelte die Künstlerin alte Bücher, die ihr optisch gefielen, die sie aufgrund der deutschen Sprache aber nicht lesen konnte. Die Installation Minha Biblioteca Vienense ist eine Sammlung von Buch-Covern, die – nach Farben und Größen sortiert – eine farbige, geometrische Landschaft erzeugt, „that could be understood as my inability to read them, but also as an attempt to create other meanings through abstraction.“ Für die zweite Installation Código desconhecido (Unknown Code) verwendete sie jene Buchseiten, die bei Minha Biblioteca Vienense nicht verwendet wurden. Allerdings wurde der bedruckte Teil der Buchseiten entfernt, sodass nur die Buchrückseiten übrig blieben. Diese ordnete sie der Größe nach so an, dass sie an unleserliche Barcodes erinnern: „We can no longer read the narratives, but only its structure, which used to put the pages together in the correct order.“

Marila Dardot, *1973 in Belo Horizonte, lebt und arbeitet in São Paulo.
Einzelausstellungen u.a. bei Casa de Cultura Laura Alvi, Rio de Janeiro (2014), The
Landscape is moving, Frieze London (2013), Novas Pinturas – Galeria Vermelho – São Paulo (2012), Museu de Arte Moderna de São Paulo (2011). Collections: Museu de Arte da
Pampulha, Belo Horizonte; Museu de Arte Moderna de São Paulo MAM, São Paulo; Pinacoteca do Estado de São Paulo.


Frank Thiel: Los Arados de Dios

Bis zu 80 Meter hoch erheben sich einige der über 40 Gletscher im Nationalpark Los Glaciares im argentinischen Teil Patagoniens über den Lago Argentino und die ihn umgebenden Berge und Täler. Majestätisch anmutende, atemberaubend schöne Eiswände prägen die Landschaft, welche Frank Thiel 15 Jahre nach seiner ersten Patagonienreise dazu bewegte, diese vom Menschen kaum berührte Natur zu einem Thema seiner Arbeit zu machen. Pflugscharen der Goetter (los arados de dios) taufte Jean Louis Rodolphe Agassiz (1807-1873), dessen wissenschaftliche Erkenntnisse zur Entstehung der Gletscher Pionierarbeit war, dieses erhabene Naturschauspiel.

Die auf mehreren Reisen in 2011 und 2012 entstandene Bilderserie ist verführerisch und unheilschwanger zugleich, bewegt sich ambivalent zwischen der Erhabenheit und Unverwüstlichkeit dieser Ehrfurcht gebietenden, gefrorenen Naturgebilde und ihrer gleichzeitigen Fragilität und Gefährdung.
Stark strukturierte Oberflächen mit überbordendem Reichtum an Details, eingefärbt in scheinbar endlosen Variationen von Blau-, Grau- und Weißtönen bis hin zu holzkohlefarbenem Schwarz, durchzogen von wie eingraviert wirkenden, unendlichen Linien und Adern. Eine verschwenderische, über 8.-12.000 Jahre geformte Sinfonie aus Eisschichten mit fast übernatürlich anmutenden Formen, Zacken, Vorsprüngen, Zapfen, Absätzen, Rissen, Klippen, Furchen und Spalten. Skulptural anmutende Gebilde der Natur, die älter als jede menschliche Konstruktion sind.

Mit seiner Entscheidung für sehr großformatige Arbeiten versucht Thiel eine dem Naturschauspiel adäquate Übersetzung in Bilder und so entstanden in Patagonien einige seiner bisher größten Arbeiten, deren Betrachtung ein sehr physisches Erlebnis ist.
Indem Frank Thiel diese organischen Architekturen mit dem gleichen Sinn für Details und Komposition fotografiert, mit demselben, fast archäologischem Blick untersucht, den er bereits bei seinen Aufnahmen von Berlin nach dem Mauerfall angewendet hat, weitet er sein künstlerisches Interesse an Bildern der Transformation, der Vergänglichkeit und des Übergangs einer sich rasant verändernden urbanen Topografie auf die viel langsamer verlaufenden Veränderungsprozesse der Prähistorie aus.

Thiel analysiert die natürliche Umgebung mit ganz ähnlichem Interesse, das er bereits in früheren Serien an unserem von Architektur geprägten Lebensraum gezeigt hat. Er kommt dabei zu ähnlichen künstlerischen Ergebnissen, auch wenn sich diese neuen Arbeiten auf den ersten Blick sehr stark von den früheren unterscheiden. Durch ihre stark strukturierte Komposition, ihren Sinn für kleinste Details und ihre subtile farbliche Dichte besitzen auch diese neuen Fotografien eine aus früheren Bildern Thiels bekannte große malerische Qualität.

Die Ausstellung in der Galerie Krinzinger ist das europäische Debüt dieser Bildserie.
Parallel zur Ausstellung in der Seilerstätte werden vier seiner Fotografien im neuem Park Hyatt Hotel in Wien gezeigt.

Termin

hAmSteR Events
Eröffnung, Marilá Dardot, Artist in Residence, Frank Thiel
Dienstag, 30.09.2014 19:00
bis Freitag, 24.10.2014
Galerie Krinzinger
Seilerstaette 16
1010 Wien
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